NOTENBANKEN NACH DEM FED-ENTSCHEID

Bank of Japan bleibt auf altem Kurs

Gouverneur Kuroda schließt weitere Lockerung nicht aus

Bank of Japan bleibt auf altem Kurs

mf Tokio – Die Bank of Japan (BoJ) hat die Geldpolitik nicht verändert. Der kurzfristige Zins blieb bei minus 0,1 %. Die Wertpapierkäufe laufen ebenso weiter wie die Kreditangebote an die Geschäftsbanken für durch die Pandemie geschädigte Firmen. Die Erholung von Japans Wirtschaft habe begonnen, da die Geschäftstätigkeit allmählich wiederaufgenommen wurde, teilte die BoJ-Führung nach ihrem Treffen mit. Zuvor hatten die Notenbanker die Lage als “extrem schwierig” bezeichnet.Hinter den Kulissen gestaltet sich die Lage komplexer. Der am Mittwoch gewählte Premier Yoshihide Suga hatte vor seiner Wahl einerseits BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda für seine Arbeit gelobt und andererseits erklärt, er wünsche sich eine “stärkere Verfolgung” der Geldpolitik, um Arbeitsplätze zu erhalten. Einige Beobachter interpretierten diese Aussage als den Wunsch von Suga nach einem verschärften Negativzins und einer Schwächung des Yen. Als Kabinettschef hatte der 71-Jährige auch auf den Wechselkurs geachtet. “Die Notenbank hat sich zunächst mit großer Mehrheit gegen den Kotau vor dem Nachfolger Shinzo Abes entschieden”, kommentierte Tobias Basse von der Nord/LB. Dagegen erklärte Tom Learmoth von Capital Economics, die Personalrochade an der Regierungsspitze werde sich kurzfristig nicht auf die Geldpolitik auswirken. Jedoch könnte Suga den monetären Kurs mittelfristig beeinflussen, indem er die beiden im ersten Halbjahr 2021 ausscheidenden Mitglieder des Lenkungsrats durch Vertreter einer stärkeren Lockerung ersetzt. Inflationsziel unverändertGouverneur Kuroda zeigte keine überraschenden Reaktionen auf den Stabwechsel von Abe zu Suga. Die Notenbank werde ihre Geldpolitik entlang der inzwischen sieben Jahre alten Vereinbarung mit der Regierung fortsetzen, betonte der 75-Jährige. Das Inflationsziel betrage unverändert 2 %. Ein schrittweiser Anstieg der Preise gehe mit steigenden Firmengewinnen und Löhnen sowie mehr Arbeitsplätzen einher, erklärte Kuroda: “Von diesem Standpunkt aus gesehen können wir weitere Lockerungsschritte erwägen, falls sie erforderlich sind.”Die Bank of Japan beobachtet laut Kuroda auch den Devisenmarkt genau, da sich die Zinsdifferenz zu den USA durch die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank verringert hat. In der Folge hat der Yen zum Dollar aufgewertet. Am Aktienmarkt sieht er jedoch keine Überbewertung, gemessen an den Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Außerdem bekräftigte er, dass er auch seine zweite Amtszeit bis zu ihrem regulären Ende im April 2023 absolvieren wird. Alle bisherigen Vorgänger sind in der Mitte ihrer zweiten Amtszeit zurückgetreten.