ZENTRALBANKEN IM FOKUS

Bank of Japan bleibt unbeirrt auf Kurs

Verringerte Wertpapierkäufe kein Signal für Politikwende - Inflation unter Ziel

Bank of Japan bleibt unbeirrt auf Kurs

Von Martin Fritz, TokioEntgegen vielen Erwartungen zeigt die Bank of Japan weiter keine Anzeichen, ihre ultralockere Geldpolitik zu beenden, weil die Inflation in der Kernrate von den angestrebten 2 % weit entfernt bleibt. Zuletzt waren es +1,0 %. Zu den Maßnahmen der Bank of Japan gehören ein Negativzins von 0,1 % auf einige Einlagen der Geschäftsbanken und umfangreiche Wertpapierkäufe.Der Kurs mit den weit aufgedrehten Geldhähnen wurde von Gouverneur Haruhiko Kuroda am 20. November erneut bekräftigt. “Ich weiß, dass es eine vielfältige Debatte über den Negativzins gibt”, sagte Kuroda vor dem Parlament. “Jedoch gehört er zunächst weiter zu unserer großformatigen quantitativen Lockerung.” Seine Haltung hatte der Lenkungsrat der Bank of Japan bei seiner Sitzung Anfang November auch mit dem Handelskonflikt zwischen den USA und China begründet. Eine konjunkturell schwache Wirtschaft in China wirke sich wegen der engen Verflechtung der chinesischen und japanischen Volkswirtschaften negativ auf das Inflationsziel von 2 % aus, wurde erklärt.Der Finanzmarkt kann sich auf die widersprüchlichen Signale der Notenbank keinen richtigen Reim machen. So hält die Zentralbank offiziell an ihren jährlichen Staatsanleihekäufen von 80 Bill. Yen (625 Mrd. Euro) fest, aber die tatsächliche Kaufsumme ist annualisiert auf 40 Bill. Yen gesunken. Die heimliche Verringerung interpretieren einige Analysten als Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Markt ausgetrocknetDoch es gibt auch andere Erklärungen: Zum einen ist knapp die Hälfte der Staatsanleihen in die Bilanz der Bank of Japan (BoJ) gewandert. Dadurch ist der Markt so ausgetrocknet, dass sich das Renditeziel von 0,0 % für 10-jährige Staatsanleihen mit weniger Käufen erreichen lässt. Zum anderen betonte die Bank of Japan in einem Forschungspapier, dass sich der Zinsrückgang zu mehr als 90 % auf das erworbene Anleihevolumen und nicht auf die Kaufsumme zurückführen lasse.Parallel unterstützten führende Mitglieder der Notenbank eine Fortsetzung des bisherigen Vorgehens. Nach Ansicht von Vize-Gouverneur Masazumi Wakatabe würden die Nachteile den Nutzen bisher nicht überwiegen. Falls der Weg zur Inflation schwerer würde, müsste die Geldpolitik sogar weiter gelockert werden. Dafür gebe es genug Spielraum, erklärte Wakatabe. Wenige Tage zuvor hatte Notenbankerin Takako Masai die Bedeutung der umfangreichen Stimulusprogramme unterstrichen. Wegen der deflationären Mentalität der Japaner stiegen die Preise trotz der guten Konjunktur nicht, meinte Masai. Daher sollte die positive Dynamik der jetzigen Geldpolitik trotz der Belastungen der Banken beibehalten werden.