DIE GELDPOLITISCHE WENDE

Bank of Japan im Wartemodus

Scharfe Aufwertung des Yen könnte Tapering verzögern

Bank of Japan im Wartemodus

Von Martin Fritz, TokioJapans Notenbankchef Haruhiko Kuroda sitzt derzeit auf heißen Kohlen – aber kann sich nicht bewegen. Kuroda wartet auf die Verlängerung seines Vertrages über den 8. April hinaus, und auch die Nachfolge seiner beiden Stellvertreter ist bis dato ungeklärt. Gleichzeitig steht Kuroda von zwei Seiten unter massivem Druck: Einerseits erwartet der Finanzmarkt, dass die Bank of Japan (BoJ) als letzte der vier großen Notenbanken endlich ihre Exitstrategie auf den Tisch legt. Analysten überschlagen sich förmlich mit Prognosen, zu welchem Zeitpunkt die BoJ welche Schritte unternehmen wird. Andererseits fehlt bislang die wichtigste Exit-Vorbedingung: Das Inflationsziel von 2 % liegt immer noch in weiter Ferne, vor allem, wenn man frische Lebensmittel und Energiepreise herausrechnet. Nun kommt die kräftige Aufwertung des Yen als unerwarteter Faktor hinzu. Die schwache Heimatwährung sorgte bis zuletzt für Rekordgewinne vieler Unternehmen. Das könnte ihnen höhere Löhne und Kapitalausgaben ermöglichen und dadurch den von der BoJ seit langem erhofften Kreislauf aus steigenden Löhnen, Preisen, Ausgaben und Investitionen endlich in Gang setzen. Bisher vertraute die Notenbank darauf, dass allein der wachsende Renditeabstand zwischen japanischen und US-Staatsanleihen als Folge steigender US-Zinsen den Yen schwächen würde. Doch seit dem scharfen Einbruch der Aktien- und Anleihekurse hat sich die japanische Währung deutlich verteuert, obwohl der Spread gewachsen ist. Deflation scheint besiegtBis zur Rückkehr der Volatilität an den Finanzmärkten waren sich viele Analysten einig, dass die japanische Notenbank mit ihrem Tapering bald beginnen müsste. Denn die Deflation als Hauptziel ihrer Geldpolitik scheint besiegt zu sein: Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt erlebt mit acht Quartalen in Folge die zweitlängste Wachstumsstrecke der Nachkriegszeit. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht mit einer Arbeitslosenquote von 2,7 % und einer Erwerbstätigenquote von 78 % fast Vollbeschäftigung. Das Geschäftsklima über alle Unternehmensgrößen hinweg markierte im Dezember ein 25-Jahres-Hoch. Sollten die Preise ihren Aufwärtstrend fortsetzen, könnte die Regierung nach Ansicht von SYZ Asset Management zur Jahresmitte die Deflation für beendet erklären. Das würde den Weg für den Exit aus der ultralockeren Geldpolitik freimachen. Dazu gäbe es verschiedene Wege: Die BoJ könnte ihr Renditeziel für zehnjährige Anleihen von derzeit 0,0 % erhöhen, wie es Morgan Stanley MUFG erwartet, das Renditeziel von zehn- auf fünfjährige Anleihen verschieben (Barclays Japan) oder das Kaufvolumen für Anleihen und Aktien-Indexfonds verringern (UBS Japan).