Bank of Japan legt nach - EZB bereit

Japans Notenbank stockt unerwartet Firmenhilfen auf - Panetta: Mehr möglich

Bank of Japan legt nach - EZB bereit

mf/ms Tokio/Frankfurt – Im Kampf gegen die Coronakrise hat Japans Notenbank ihre Geldpolitik überraschend erneut gelockert. Derweil hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Bereitschaft untermauert, trotz der erst jüngst beschlossenen Ausweitung der Corona-Anleihekäufe noch einmal nachzulegen.Die Bank of Japan beschloss gestern, für private Unternehmen noch mehr billiges Geld bereitzustellen. Der Topf mit Liquiditätshilfen, die über die Geschäftsbanken fließen, wird von 75 Bill. Yen um ein Drittel auf 100 Bill. Yen (827 Mrd. Euro) aufgefüllt. Die “extrem ernste Situation” der Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie werde noch andauern, warnte Gouverneur Haruhiko Kuroda nach dem Treffen der Notenbanker. Daher würden die Zinsen bis zum Frühjahr 2023 auf ultraniedrigem Niveau bleiben. “Wir sind weit weg davon, die Zinsen erhöhen zu können”, sagte Kuroda.Ihre Zinspolitik justierte die Notenbank nicht. Damit bleiben der Leitzins für bestimmte Einlagen der Geschäftsbanken von – 0,1 % und die Zielrendite für die zehnjährige Staatsanleihe von 0,0 % unverändert niedrig. Auch ihre Kaufprogramme für Staats- und Unternehmensanleihen sowie Aktienindexfonds fasste die Notenbank nicht an. Jedoch gebe es noch verschiedene Wege, flexibel auf die Krise zu reagieren, betonte Kuroda. Dazu gehörten die Ausweitung der Kreditprogramme sowie die Option einer Zinssenkung. Aber extrem niedrige Langfristzinsen am Kapitalmarkt hält Kuroda nicht für erstrebenswert. Vielmehr müsse man die Zinsstrukturkurve auf niedrigem Niveau stabil verankern. “Die Notenbank kämpft aktuell mit Worten und Liquidität gegen die Coronakrise”, sagte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Mitten in der RezessionDie drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist infolge der Anhebung der Konsumsteuer im Oktober 2019 und der Pandemie bereits im ersten Quartal in eine Rezession gestürzt. Im laufenden Vierteljahr soll das Bruttoinlandsprodukt noch kräftiger schrumpfen. Doch Konsum und Produktion werden nach Einschätzung der Notenbank – auch dank staatlicher Konjunkturhilfen – wieder Tritt fassen. Das Parlament verabschiedete vor wenigen Tagen einen zweiten Nachtragshaushalt über 31,9 Bill. Yen (263 Mrd. Euro).Während die Bank of Japan also zur Tat schritt, bekräftigte die EZB, dass sie notfalls noch einmal nachlegen werde. Angesichts des starken Gegenwinds durch die Krise seien kraftvolle Maßnahmen angezeigt, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta der Zeitung “Le Monde”. Daher habe man das Corona-Notprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) aufgestockt. Angesichts der hohen Unsicherheit wäre es aber falsch gewesen, das “volle Programm” zu fahren, ergänzte Panetta. Anfang Juni hatte der EZB-Rat PEPP um 600 Mrd. Euro auf nun 1,35 Bill. Euro aufgestockt. Viele Beobachter spekulieren, dass auch das noch nicht reichen wird.Gefragt nach der Möglichkeit, bestimmte Unternehmensanleihen mit niedriger Kreditbewertung zu kaufen, sagte Panetta: “Wir haben das im EZB-Rat nicht erörtert, aber wir werden es gegebenenfalls prüfen.” Viele Beobachter setzen darauf, dass der EZB-Rat auch noch beschließen wird, bei PEPP Anleihen unterhalb des Investment Grade aufzunehmen, wenn diese nur wegen der Coronakrise unter dieses Niveau gerutscht sind (“Fallen Angels”). Im Gegensatz zur EZB hat die US-Notenbank Fed das bereits getan.