Bank of Japan setzt Lockerungskurs fort

Kaufprogramme und Negativzins werden flexibilisiert - Inflationsprognosen gesenkt - Anleiherendite fällt

Bank of Japan setzt Lockerungskurs fort

mf Tokio – Japans Notenbank hat die Erwartungen des Finanzmarktes einer baldigen Kursänderung ignoriert und ihre bisherige Geldpolitik weitgehend bestätigt. Vielmehr stellte die Bank of Japan die Anleger auf eine längerfristige Fortsetzung ihrer extrem lockeren Geldpolitik ein. “Es wird dauern, das Inflationsziel (von 2 %) zu erreichen”, legte Gouverneur Haruhiko Kuroda die Marschroute für die nächsten Jahre fest.Der Beschluss nach zwei Tagen Beratung trägt den programmatischen Titel “Stärkung des Rahmens für eine fortgesetzte mächtige monetäre Lockerung”. Die Tier-3-Einlagen der Geschäftsbanken werden weiter mit einem kurzfristigen Einlagensatz von minus 0,1 % belegt. Jedoch wird das maximale Volumen dieser Einlagen von bisher 10 Bill. Yen (77 Mrd. Euro) künftig verringert. Dieser Negativzins soll die Geschäftsbanken eigentlich ermutigen, ihr Geld lieber zu verleihen. Zugleich drückt dieses Vorgehen jedoch den Zins und die Marge des Kredits. Wegen Kritik an diesen Folgen will die BoJ die Geschäftsbanken etwas entlasten. Auch die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bleibt unverändert auf 0,0 %. Allerdings will die Bank of Japan (BoJ) künftig Schwankungen dieser Rendite in einem Bereich zwischen -0,2 % und +0,2 % erlauben, wie Gouverneur Haruhiko Kuroda nach der Sitzung der Notenbanker erläuterte. Am Montag war diese Rendite über 0,1 % gesprungen, weil einige Anleger auf eine Änderung der Zielvorgabe spekuliert hatten. Doch ihr Kalkül ging nicht auf: Der Zehnjahreszins sackte nach dem Beschluss um die Hälfte auf knapp 0,05 % ab. Der Yen verbilligte sich.Auch bei ihrem Aktienkaufprogramm reagiert die BoJ auf die Kritik von professionellen Investoren. Die Kaufsumme von jährlich 6 Bill. Yen (46 Mrd. Euro) wird beibehalten, aber vermehrt in Indexfonds auf den breit gefassten Topix-Index gelenkt. Laut Bloomberg kauft die BoJ künftig Topix-ETFs für 4,2 Bill. Yen statt bisher 2,7 Bill. Yen. Diese Abkehr vom Nikkei 225 liegt daran, dass der Erwerb von Nikkei-ETFs wegen der weit geringeren Zahl an Indexmitgliedern die Preisbildung am Aktienmarkt stärker verzerrt als die von Topix-ETFs. Zinsen noch lange Zeit niedrig”Die japanische Notenbank hat sich mit ihren kleinen Änderungen mehr Flexibilität verschafft und enttäuscht damit die Märkte”, kommentierte Stefan Große, Japan-Spezialist der Nord/LB. Eine Neuerung sei der “Zinsausblick”. Laut der “Forward Guidance” bleiben die Zinsen noch “lange Zeit niedrig”. Zu dieser Orientierung der Geldpolitik passte die Senkung der Inflationsprognosen. Im laufenden Fiskaljahr (bis 31.3.19) erwarten die Währungshüter nun nur noch eine Kerninflationsrate (ohne frische Lebensmittel) von 1,1 % (zuvor: 1,3 %), für 2019 eine Rate von 1,5 % (1,8 %) und für 2020 von 1,6 % (1,8 %). Damit signalisiert die Notenbank, dass sie ihre ultralockere Geldpolitik über 2020 hinaus beibehalten könnte. Die jüngsten Konjunkturdaten für Juni bestätigten die Vorsicht: Die Industrieproduktion fiel um 0,2 % zum Vormonat, und die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 2,4 %.Das Vorgehen der BoJ ist angesichts der Risiken eines Handelskrieges der USA vor allem gegen China sowie der für Oktober 2019 geplanten Erhöhung der Umsatzsteuer auf 10 % durchaus nachvollziehbar. Allerdings koppelt sich die Zentralbank damit sichtbar von ihren Schwesterinstituten in Washington und Frankfurt ab, die ihre Zinsen erhöhen bzw. Anleihekäufe verringern. Japanischer SonderwegDennoch kommt der japanische Sonderweg nicht wirklich überraschend. Die BoJ hat fast die Hälfte der Staatsanleihen aufgekauft und damit die rekordhohe Verschuldung des japanischen Staates de facto neutralisiert. Ein schlecht vorbereiteter Ausstieg aus ihren Wertpapierkäufen könnte zu steigenden Zinsen am langen Ende führen und den japanischen Yen so stark aufwerten, dass die Unternehmensgewinne einbrechen.—– Bericht Seite 14