IM BANN DER GELDPOLITIK

Bank of Japan spürt ihre Zwickmühle

Gouverneur betont Handlungsmöglichkeiten

Bank of Japan spürt ihre Zwickmühle

Von Martin Fritz, TokioDie Bank of Japan (BoJ) hat wie erwartet die Stellschrauben ihrer ultralockeren Geldpolitik erneut nicht angefasst. Es bleibt bei einem kurzfristigen Zinssatz von minus 0,1 %, einer Fixierung der zehnjährigen Rendite auf 0 % und jährlichen Wertpapierkäufen von bis zu 80 Bill. Yen (656 Mrd. Euro) für Anleihen und 6 Bill. Yen (48 Mrd. Euro) für Aktienindexfonds. Jedoch verwies die BoJ auf signifikante Abwärtsrisiken in anderen Volkswirtschaften. Japans Ausfuhren waren im Mai den sechsten Monat in Folge zurückgegangen.In diesem Kontext signalisierte Gouverneur Haruhiko Kuroda seine Bereitschaft zum Handeln, falls sich der Aufschwung der Preisrate zum Inflationsziel von 2 % verlangsame. Als Möglichkeiten nannte der BoJ-Chef eine Senkung der kurz- und langfristigen Zinsziele, eine Ausweitung der Wertpapierkäufe sowie eine Beschleunigung des Wachstums der Geldbasis. Auch könnte die Bank of Japan ihren Ausblick, die Zinsen bis Frühjahr 2020 sehr niedrig zu halten, fortschreiben. Die Spanne für die zehnjährige Rendite von aktuell minus 0,2 % bis plus 0,2 % sollte nicht zu strikt gesehen werden, betonte Kuroda. Daraus schlossen Beobachter, dass die Notenbank ein Absinken der Rendite unter minus 0,2 % zulassen wird. Dies könnte der Markt bald testen. Ohnehin steckt Japans Zentralbank in einer kaum auflösbaren Zwickmühle. Erstmals seit mehr als zweieinhalb Jahren erwartet die Mehrheit von 50 Japan-Ökonomen, die Bloomberg befragt, eine Lockerung als nächsten geldpolitischen Schritt. Doch die Konjunktur ist bislang nicht schwach genug, um einen solchen Schritt zu rechtfertigen. In der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China versucht Kuroda, die Phase der Unsicherheit auszusitzen, und wird wohl erst wieder lockern, wenn er dafür nicht kritisiert werden kann. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn die Anhebung der Umsatzsteuer im Oktober um zwei Punkte auf 10 % den Privatkonsum stark bremst. Politisches Umfeld verändertSeine Zurückhaltung führen Beobachter auch auf ein verändertes politisches Umfeld zurück. Premier Shinzo Abe und Finanzminister Taro Aso loben Kuroda zwar für die Beseitigung der Deflation, aber halten das Inflationsziel von 2 % nicht mehr für sakrosankt. Zugleich tobt in der Notenbank ein Machtkampf über die künftige Geldpolitik. Konservative Beamte unter Führung von Vize-Gouverneur Masayoshi Amamiya wollen den Anfang 2016 eingeführten Negativzins abschaffen, während eine Gruppe von monetären Radikalen das Haushaltsdefizit mit Notenbankgeld finanzieren möchte.