DIE US-ZINSWENDE UND IHRE FOLGEN

Bank of Japan steht Gewehr bei Fuß

Wechselkurs des Yen als entscheidender Faktor

Bank of Japan steht Gewehr bei Fuß

Von Martin Fritz, TokioMit der Zinssenkung der US-Notenbank rückt die Stunde der geldpolitischen Wahrheit für die Bank of Japan näher. Denn dieser und weitere Zinsschritte dürften den Renditeabstand zwischen japanischen und US-Staatsanleihen schmälern. Darauf reagiert der Devisenmarkt traditionell mit einem festeren Yen, was die Alarmglocken der Bank of Japan (BoJ) läuten ließe. Zwar gehört die Steuerung des Wechselkurses nicht zu ihren offiziellen Aufgaben, aber die extrem lockere Geldpolitik seit April 2013 zielt auch auf eine Abwertung der eigenen Währung, um dem wichtigen Exportsektor einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. “Geldpolitische Trickkiste”Daher wird nach Ansicht vieler Analysten der Yen über die weitere geldpolitische Ausrichtung der BoJ entscheiden. “Falls die Zinswende in den Vereinigten Staaten einen größeren Aufwertungsdruck auf die japanische Währung auslösen sollte, werden die Notenbanker wahrscheinlich tief in die geldpolitische Trickkiste greifen wollen”, meint Tobias Basse von der Nord/LB. Allerdings sieht der deutsche Japan-Analyst bisher keinen übermäßigen Handlungsdruck auf die BoJ, da die US-Notenbank ihre Zinsen nur moderat senken werde. Nach den Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch wertete der Dollar sogar zum Yen auf.Japans Währungshüter können eine erneute Expansion ihrer Geldpolitik nur damit begründen, dass sich Konjunktur und Inflation verschlechtert haben. Nach dem monatlichen Treffen am Dienstag erklärte der BoJ-Lenkungsrat, man werde “ohne Zögern zusätzliche Lockerungsmaßnahmen ergreifen, falls die Wahrscheinlichkeit zunehme, dass die Aufwärtsdynamik zum Erreichen der Preisstabilität verloren geht”. Die neue Formulierung wurde etwa von Takeshi Yamaguchi, Ökonom bei Morgan Stanley MUFG, als Signal für die Bereitschaft der BoJ interpretiert, eine Aufwertung des Yen zu verhindern. Dabei beachteten die Währungshüter zum einen die Output-Lücke als wichtigstem Indikator für Deflation und zum anderen die Inflationserwartungen.In diesem Kontext sagen mehrere Analysten eine erneute Lockerung für September oder Oktober vorher. UBS-Ökonom James Malcolm erwartet eine Ausweitung der Wertpapierkäufe sowie einen Negativzins für einen wachstumsfördernden Geldtopf, um mögliche negative Folgen der Anhebung der Umsatzsteuer um 2 Prozentpunkte auf 10 % im Oktober abzufedern. Die Barclays-Analysten Tetsufumi Yamakawa und Kazuma Maeda halten eine Erhöhung des allgemeinen Negativzinses sowie die Verlagerung des Renditeziels auf Anleihen mit einer kürzeren Laufzeit für möglich. Daten weiterhin solideNoch geben die Daten aber keinen Anlass zum Handeln: Trotz gekürzter Prognose erwartet die Regierung für 2019 ein reales Wachstum von 0,9 %. Die Inflationsrate (ohne frische Lebensmittel) fiel im Juni um 0,2 Punkte auf 0,6 %. Aber die von der BoJ stärkere beachtete Inflationsrate ohne Energie verharrte bei 0,5 %.