Bank of Japan stellt Geldpolitik auf den Prüfstand

Verdoppelung der Indexfonds-Käufe - Inflationsprognose gesenkt

Bank of Japan stellt Geldpolitik auf den Prüfstand

mf Tokio – Nach ihrer nur moderaten Lockerung der Geldpolitik hat Japans Notenbank dem Finanzmarkt ein neues Rätsel aufgegeben. Die Währungshüter wollen bei ihrem nächsten Treffen am 20. und 21. September laut eigenen Angaben den Rahmen ihrer Geldpolitik überprüfen.Nach Ansicht der Nord/LB könnte dies ein Hinweis auf umfangreiche Lockerungen sein. Dagegen mutmaßt die Credit Suisse, die Notenbank werde von einer festen Kaufmenge für Staatsanleihen auf ein Prozentziel umschwenken. Statt jährlich 80 Bill. Yen an Staatsanleihen werde man eine Vorgabe von etwa 50 % der Papiere wählen. Das liefe auf eine verklausulierte Monetarisierung der Staatsschulden hinaus. Zudem könnte die Bank of Japan (BoJ) ihr Inflationsziel von 2 % zeitlich flexibilisieren und von der Geldbasis als bisherigem Hauptinstrument der Geldpolitik zum Zinssatz zurückkehren. Auch eine völlige Aufgabe des Negativzinses halten Analysten für möglich, da sich Geschäftsbanken und Politiker massiv dagegen wehren. Auch der Finanzmarkt reagierte sensibel auf diese Optionen. Nach einem kurzen Einbruch erholte sich der Nikkei 225 und ging mit einem Plus von 0,6 % ins Wochenende.Angesichts der bevorstehenden Überprüfung ihrer geldpolitischen Ausrichtung sah die Bank of Japan wenig Anlass für drastische Schritte. Zwar hob sie ihr jährliches Kaufvolumen für Aktien-Indexfonds (ETF) von 3,3 Bill. auf 6 Bill. Yen (52 Mrd. Euro) an. Außerdem wurde die Dollar-Kreditfazilität auf 24 Mrd. Dollar verdoppelt, um Wechselkursrisiken für Exportfirmen aufzufangen. Aber mit diesen Maßnahmen wollte sich die Notenbank wohl auch auf elegante und zugleich halbherzige Weise dem starken Druck der Regierung nach einer Schützenhilfe durch die Geldpolitik beugen. Premierminister Shinzo Abe hatte unmittelbar vor dem Notenbanktreffen das Volumen seines Konjunkturpakets auf 28 Bill. Yen (243 Mrd. Euro) erhöht. In ihrer Erklärung betonten die Währungshüter die “Synergieeffekte” zwischen der Geldpolitik und dem Konjunkturpaket. Das Kaufvolumen für Staatsanleihen blieb jedoch mit 80 Bill. Yen ebenso unverändert wie der Negativzinssatz von 0,1 % auf Überschussreserven der Geschäftsbanken bei der BoJ. Robuste KonjunkturdatenDie eher robusten Konjunkturdaten im Juni rechtfertigen die Zurückhaltung der Notenbank. Die Preise sanken um 0,5 % zum Vorjahr. Das war der stärkste Rückgang seit März 2013. Selbst ohne den Ölpreis-Effekt verringerte sich die Inflationsrate von 0,6 % im Mai auf 0,4 % im Juni. Doch der seit November erhobene Preisindikator der BoJ, der frische Lebensmittel und Energiepreise herausrechnet, hielt sich mit + 0,8 % auf dem Stand von Mai. Die Arbeitslosenquote sank im Juni auf 3,1 % und damit den niedrigsten Wert seit 1995. Die Industrie steigerte ihre Produktion um 1,9 % zum Vormonat und erwartet für Juli ein Wachstum von 2,4 % und für August von 2,3 %. Die Yen-Aufwertung bremst die Produktion damit weniger als erwartet. Die Umsätze im Einzelhandel gingen um 1,4 % zum Vorjahr zurück, was aber vor allem auf den gesunkenen Energiepreisen beruhte.Dennoch senkte die Notenbank ihre Inflationsprognose für das Fiskaljahr 2016 um 0,4 Punkte auf 0,1 %. Für 2017 geht die BoJ jedoch weiter von 1,7 % Kerninflation aus. Im laufenden Jahr erwarten die Notenbanker statt 1,2 % nun 1,0 % Wachstum. Aber damit reagierte sie vor allem auf den Wegfall von vorgezogenem Konsum, weil im Frühjahr die für April 2017 geplante Mehrwertsteuer-Erhöhung um 2 Prozentpunkte auf 10 % auf den Herbst 2019 verschoben wurde.