Bank of Japan unter Handlungsdruck

Fokus dreht von Inflationsziel zur Konjunkturhilfe - Unbegrenzter Kauf von Staatsanleihen in Diskussion

Bank of Japan unter Handlungsdruck

mf Tokio – Angesichts der drohenden massiven Rezession steht Japans Notenbank bei ihrem April-Treffen unter großem Handlungsdruck. Laut der Finanzzeitung “Nikkei” wird sie darüber diskutieren, ihr Kauflimit von jährlich 80 Bill. Yen (690 Mrd. Euro) für Staatsanleihen zu streichen sowie das Kaufvolumen für Schuldpapiere von Unternehmen auf 15 Bill. Yen (129 Mrd. Euro) zu verdoppeln. Es wäre das erste Mal, dass die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik innerhalb von zwei Sitzungen mehrmals lockert. Das Treffen wurde wegen des landesweiten Notstandes auf einen Tag verkürzt.Allerdings bedeutet der Schritt gemäß Analysten nicht, dass die Notenbank künftig mehr als 80 Bill. Yen Anleihen erwerben wird. Vielmehr wolle die BoJ offenbar ihre Unterstützung für die Fiskalmaßnahmen der Regierung signalisieren. Im Vorjahr reichten Anleihekäufe von netto 10 bis 15 Bill. Yen aus, um den Zins der zehnjährigen Anleihe auf 0,0 % zu fixieren. Seit Ende Februar sank der Anleihebestand sogar um 2,8 Bill. Yen (24 Mrd. Euro).Beobachter erwarten angesichts der laufenden Rezession, dass das bisherige Inflationsziel von 2 % in den Hintergrund der Geldpolitik treten wird. Gouverneur Haruhiko Kuroda hatte in seiner letzten Rede im April das Thema Inflation nicht mehr erwähnt. Schon bei ihrem Treffen im März strichen die Währungshüter den Passus mit dem Hinweis auf ihr Inflationsziel. Danach betonten sie in ihrem halbjährlichen Bericht zum Finanzsystem die erhöhten Kreditkosten, Wertpapierverluste und den Zugang zu Devisen als Risiken.Im März verharrte die Inflationsrate in Japan ohne Berücksichtigung der Kosten von frischen Lebensmitteln und Energie mit + 0,6 % auf dem Stand von Februar. Rechnet man die Anhebung der Verbrauchsteuer im Oktober um 2 Punkte auf 10 % heraus, legten die Preise um 0,1 % zum Vorjahr zu. Aufgrund des Verfalls beim Ölpreis durch die Coronavirus-Pandemie erwarten die Analysten von Morgan Stanley MUFG allerdings, dass die Inflationsrate ab Juni ins Negative dreht. An diesem deflationären Trend könne die Geldpolitik wenig ändern.Japans Regierung beschreibt die Konjunktur nun als “extrem schwer” und damit so pessimistisch wie zuletzt in der Finanzkrise 2008/09. Laut dem “Nikkei”-Bericht wird die BoJ in ihrem Wirtschaftsausblick, den sie am Dienstag veröffentlicht, für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 4,0 % vorhersagen. Jedoch betonte Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura, das geplante Konjunkturpaket von 117,1 Bill. Yen (1 Bill. Euro) werde das Bruttoinlandsprodukt um 4,4 Prozentpunkte erhöhen. Dazu gehören Bargeldzahlungen an die Bürger von insgesamt 12,9 Bill. Yen (111 Mrd. Euro).