Banken fordern fairen Wettbewerb

Peters: Institute brauchen Finanzbinnenmarkt - "USA reguliert pragmatisch"

Banken fordern fairen Wettbewerb

wf Berlin – Die deutschen Privatbanken rufen die Politik dazu auf, das Wettbewerbsumfeld für die Kreditwirtschaft in Europa zu verbessern. “Gerade hier in den USA werden uns die Probleme des europäischen Bankensektors immer wieder vor Augen geführt”, sagte Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbands, am Rande der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank vor Journalisten in Washington. Ein erhebliches Problem für die europäischen Banken seien die fragmentierten Märkte in der EU, sagte Peters. “Wir brauchen dringend einen großen europäischen Finanzbinnenmarkt, der neue Chancen für unsere Institute, aber übrigens auch für die Verbraucher eröffnet.” Dies sei eine wichtige Aufgabe für die neue EU-Kommission. “Dramatisch verloren”Die Wettbewerbslage der europäischen Institute stellt sich im Vergleich zu den US-Konkurrenten deutlich schlechter dar. Die europäischen Institute hätten “dramatisch an Boden verloren”, sagte Peters. Der Bankenverband rief jüngst veröffentlichte Zahlen in Erinnerung. Demnach ist im ersten Halbjahr der Nettogewinn der zehn größten Banken in Europa binnen Jahresfrist auf rund 26 Mrd. Euro gefallen. In der gleichen Zeit habe die Konkurrenz in den USA ihr Nachsteuerergebnis auf umgerechnet rund 70 Mrd. Euro gesteigert – und dies bei einer deutlich dickeren Kapitaldecke.Peters räumte zwar auch Versäumnisse der Institute ein und verwies auf Überkapazitäten in der Branche – im Vergleich zu Europa trage die Regulierung in den USA aber eine deutlich pragmatischere Handschrift. Die Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump bei Amtsantritt, die Banken von bürokratischem Aufwand zu entlasten, seien schrittweise und konsequent umgesetzt worden. Die USA könnten und sollten ein Vorbild sein, sagte Peters. Stabilität und Ertragskraft seien kein Widerspruch, sie bedingten einander.Harsche Kritik übte Peters an der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Blick auf die andauernden Negativzinsen. “Die EZB befindet sich in einer Sackgasse und gibt dort auch noch Gas!”, konstatierte der Bankenverbandspräsident. Die Negativzinsen seien ein weiterer Grund für die schlechte Ertragslage der europäischen Banken. Mit der jüngsten Zinsentscheidung der EZB waren für den negativen Einlagenzins eine entlastende Staffelung und ein Freibetrag eingeführt worden, der die jährlichen Zahlungen von 6 bis 7 Mrd. Euro auf 5 Mrd. Euro drückt. Peters zufolge wird der Effekt nur von kurzer Dauer sein. Das neue Ankaufprogramm der EZB werde aller Erfahrung nach die Überschussliquidität der Institute wieder steigen lassen. Kumuliert seit 2014 liege der Swing zwischen der Zinsbelastung der Einlagen europäischer Banken und der Zinszahlung auf die Überschussliquidität der US-Banken bei einem dreistelligen Milliardenbetrag, stellt der Bankenverband fest. Allein aus der Zinspolitik hätten die US-Banken zum Jahresende eine um 120 Mrd. Euro bessere Ertragslage gegenüber ihren europäischen Konkurrenten. “Digitaler Euro nötig”Anders als die Bundesbank sieht der Bankenverband Bedarf für die Einführung eines digitalen Euro anstelle des Facebook-Projekts Libra. Internationale Überweisungen könnten dadurch schneller und günstiger werden. Der Verband werde in Kürze einen Vorschlag vorlegen, kündigte Verbandshauptgeschäftsführer Christian Ossig an. Das Währungsmonopol bleibe bei der EZB. Sie solle den Token für den Digital-Euro bereitstellen und die Programmierung kontrollieren.