Banken vergeben wieder mehr Kredite

Summe der Darlehen an den Privatsektor steigt auf Jahressicht erstmals seit 2012 - Geldmenge legt stark zu

Banken vergeben wieder mehr Kredite

Die Kreditvergabe galt lange als großes Sorgenkind für die Wirtschaftserholung in Euroland. Seit einiger Zeit zeichnet sich aber eine Trendwende ab. Das macht Hoffnung für das Wachstum. Die EZB dürfte sich bestätigt fühlen.ms Frankfurt – Erstmals seit drei Jahren hat das Kreditvolumen an den Privatsektor im März wieder leicht über dem Niveau des Vorjahres gelegen. Die Summe der Ausleihungen stieg auf Jahressicht um 0,1 %, wie gestern veröffentlichte Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigen. Zuvor hatte der Wert letztmalig im März 2012 über dem Vorjahresniveau gelegen. Im Februar dieses Jahres hatte noch ein Minus von 0,1 % zu Buche gestanden. Von Reuters befragte Volkswirte hatten für März mit einer Stagnation gerechnet. M1 als guter VorlaufindikatorZudem legten auch die Geldmengen im März stärker zu als erwartet. Die Geldmenge M3 verzeichnete ein Plus von 4,6 % – nach 4,0 % im Februar. Sie liegt damit erstmals seit April 2009 wieder über dem Referenzwert der EZB von 4,5 %, der aber an Bedeutung eingebüßt hat. Bei der enger gefassten Geldmenge M1 stand im März gar ein Plus von 10,0 % (Februar 9,1 %). Sie gilt als sehr guter Vorlaufindikator für die Konjunktur.Die beiden Entwicklungen verstärkten Hoffnungen, dass sich die Euro-Wirtschaft weiter erholt. “Das starke M1-Wachstum und das Anziehen der Kreditvergabe sprechen für eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums”, sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Im Schlussquartal 2014 hatte die Euro-Wirtschaft um 0,3 % zugelegt. Für das erste Quartal erwarten viele Ökonomen gar noch ein etwas höheres Plus.Die EZB dürfte die Daten zudem als Bestätigung ihres extrem expansiven geldpolitischen Kurses sehen. Die Währungshüter haben nicht nur die Leitzinsen auf Rekordtiefs gesenkt, sondern pumpen auch so viel Liquidität wie nie zuvor in die Banken und die Finanzmärkte. Seit dem 9. März kaufen sie sogar in großem Stil Staatsanleihen. In den vergangenen Tagen haben viele EZB-Vertreter den größeren Konjunkturoptimismus auch auf diese Käufe zurückgeführt. Wie groß der Einfluss bereits ist, ist aber durchaus umstritten.Als Folge der globalen Finanz- sowie der Euro-Staatsschuldenkrise und des nötigen Schuldenabbaus war die Kreditvergabe zuletzt drei Jahre lang auf Jahressicht gesunken. In der Spitze hatte das Minus gar zum Jahreswechsel 2013/2014 bei 2,3 % gelegen. Nun steht erstmals wieder ein positiver Wert zu Buche. Bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen lag das Plus gar bei 0,8 %, nach zuvor 0,6 %.”Die Trendwende im europäischen Kreditzyklus ist in vollem Gange”, sagte Peter Vanden Houte, Volkswirt der ING Bank. Zuletzt hatten auch andere Indikatoren in diese Richtung gedeutet. Eine anziehende Kreditvergabe kann die Konjunktur wiederum stützen, wenn das Geld etwa in Investitionen fließt.Die Kreditvergabe an die Unternehmen hinkt der positiven Entwicklung aber noch hinterher. Im Vorjahresvergleich stand – bereinigt – im März erneut ein Minus von 0,3 % zu Buche. Vor allem aber gab im Vergleich zum Vormonat absolut ein Minus von 1 Mrd. Euro. Im Februar hatte da ein Plus von 11 Mrd. Euro gestanden. “Im Bereich der Unternehmenskredite gibt es noch keine klare Trendwende hin zu einer wesentlich höheren Dynamik”, sagte Johannes Mayr, Volkswirt der BayernLB. In der Vergangenheit war es allerdings oft so, dass Banken erst mit zeitlicher Verzögerung wieder mehr Unternehmenskredite angeboten haben. Als vorlaufender Indikator für das Kreditwachstum gelten die Ausleihungen an Haushalte. Die zogen im März erneut an (siehe Grafik). Allerdings leiden die Banken – wie die Unternehmen – aktuell unter Bilanzproblemen.Das seit Monaten anziehende Wachstum der Geldmenge sollte derweil zwischenzeitlich aufgekommene Sorgen vor einer möglichen Deflation im Euroraum weiter zerstreuen. Statt der 4,6 % bei M3 hatten Experten nur 4,3 % erwartet. Berenberg-Volkswirt Schmieding wies darauf hin, dass der preisbereinigte Anstieg von M1 der stärkste seit fünf Jahren sei. Das spreche für robustes Wachstum in diesem und nächstem Jahr.