Banken zeigen EZB die kalte Schulter

Nur geringe Nachfrage nach neuen Liquiditätshilfen zur Ankurbelung der Kreditvergabe im Euroraum

Banken zeigen EZB die kalte Schulter

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat deutlich weniger langfristige Liquiditätshilfen bei den Banken untergebracht als erwartet. Das verstärkt die Zweifel an der Wirkung dieses Instruments und erhöht den Druck für eine Ausweitung des Programms auch auf Staatsanleihen.lz Frankfurt – Die neuen Geldspritzen der EZB zur Ankurbelung der Kreditnachfrage vor allem in der Realwirtschaft (TLTRO) stoßen auf kein großes Interesse. 255 Banken besorgten sich lediglich 82,6 Mrd. Euro bei der Notenbank. Ökonomen hatten mit einer deutlich höheren Nachfrage von bis zu 175 Mrd. Euro gerechnet, zumal die Institute das Geld zum Minizins von 0,15 % für bis zu vier Jahre behalten dürfen, sofern das Geld für eine verstärkte Kreditvergabe hergenommen wird.Die EZB hatte im Juni beschlossen, das Finanzsystem bis Mitte 2016 mit Liquidität zu fluten, so dass sich die Bilanz der Notenbank wieder dem Niveau von Anfang 2012 annähert. Bezog sich die Äußerung auf das Volumen nach der Zuteilung der beiden dreijährigen alten Refinanzierungsgeschäfte (LTRO), müsste er dei Bilanz von derzeit 2 Bill. Euro auf etwa 3 Bill. Euro ausweiten. Da in nächster Zeit die alten Dreijahrestender auslaufen, müsste insgesamt ein Volumen von rund 1,5 Bill. Euro gestemmt werden. Das soll neben den TLTROs mit dem Ankauf von Pfandbriefen (Covered Bonds) und Kreditverbriefungen (ABS) stattfinden. Dem Vernehmen nach strebt die EZB allein im Hinblick auf die TLTROs ein Volumen von 500 Mrd. Euro an, was durch die gestrige Vergabe immer schwieriger wird.Bei den TLTROs erhalten die Banken zu einem festen Niedrigzins einen Kredit für vier Jahre. Allerdings nur solange ihre Kreditvergabe in den ersten zwei Jahren über einem zuvor festgelegten Wert liegt. Vergibt die Bank weniger Kredite, muss sie das geliehene Geld der EZB frühzeitig zurückzahlen. Mit dem Ankauf von Kreditverbriefungen und Pfandbriefen in großem Stil will die EZB indes die Bilanzen der Banken entlasten und erst mittelbar auch auf diesem Weg den Kreditfluss und die Konjunktur ankurbeln. Zweite Geldspritze abwartenEZB-Chefvolkswirt Peter Praet hält die überraschend geringe Nachfrage der Banken nach der neuesten Geldspritze der Notenbank für nicht so gravierend. Die Liquiditätssalve müsse im Zusammenhang mit anderen in den vergangenen Monaten beschlossenen Maßnahmen der Zentralbank gesehen werden, nicht zuletzt mit einer Mitte Dezember anstehenden zweiten Geldspritze.”Die Finanzmärkte haben verstanden, dass die Maßnahmen, die wir im Juni und September beschlossen haben, in Kombination darauf abzielen, gegen die Störung des Kreditflusses vorzugehen. Die Maßnahmen können erst bewertet werden, wenn sie auch alle umgesetzt sind”, sagte Praet der Nachrichtenagentur Reuters. “Wir haben klargemacht, dass die Kombination unserer zwischen Juni und September beschlossenen Maßnahmen einen nennenswerten Einfluss auf die Bilanz haben wird”, bekräftigte Praet. Sollte das alles verpuffen, sei die EZB zum Einsatz weiterer unkonventioneller geldpolitischer Instrumente bereit.Die Notenbank ist in Sorge, dass die Kreditstörung in weiten Teilen der Währungsunion und die extrem niedrige Teuerung das ohnehin maue Wachstum vollends abwürgen und so eine gefährliche Abwärtsspirale entsteht. Details ihres Aufkaufprogramms für Kreditverbriefungen und Pfandbriefe sollen im Oktober bekannt gegeben werden. Der nächste Schritt wäre dann der direkte Erwerb von Staatsanleihen durch die Notenbank.