Bankenverband hofft auf Zurückhaltung der EZB

Kemmer befürchtet Abwertungswettlauf

Bankenverband hofft auf Zurückhaltung der EZB

wf Berlin – Der Bankenverband BdB hat die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer weiteren Lockerung der Geldpolitik gewarnt. “Am Ende droht ein Abwertungswettlauf, der keine Gewinner haben wird”, sagte der BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer vor der Presse in Berlin mit Blick auf den Euro-Kurs. Zinsschritte der EZB würden zwar einen Effekt auf den Kurs der Gemeinschaftswährung haben, erwarten Kemmer und die Chefvolkswirte der privaten Banken, aber auch Gegenreaktionen anderer Notenbanken auslösen. So könnte die Zinspause der US-Zentralbank Fed wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten dadurch länger dauern, sagte Kemmer.Konjunkturelle Impulse erwartet der Bankenverband von einer weiteren geldpolitischen Lockerung indessen nicht. Für 2016 und 2017 rechnen die Chefvolkswirte in Deutschland mit Steigerungsraten des Bruttoinlandsprodukts von 1,6 % und 1,5 %. Dabei bremse die schwache Weltwirtschaft den Außenhandel, erläuterte Carsten Klude, Vorsitzender des Wirtschafts- und Währungsausschusses des BdB sowie Chefvolkswirt bei M. M. Warburg. Die Inlandsnachfrage bleibe aber robust. Privater Konsum, staatliche Nachfrage und Bauinvestitionen stützten die Wirtschaft. “Deutschland hat sein Wirtschaftsmodell gewandelt”, stellte Klude fest. Die Strukturreformen der vergangen zehn bis 15 Jahre trügen mittlerweile Früchte. Andernfalls wäre die Konjunktur heute viel instabiler. Die außenwirtschaftliche Schwäche führen die Chefvolkswirte auf den niedrigen Ölpreis, Probleme in den Schwellenländern, die Wachstumsabschwächung in China und die geopolitischen Risiken zurück. Das weltwirtschaftliche Wachstum schätzen sie für 2016 und 2017 auf 2,0 % und 2,3 %. Im Euroraum liegt die Prognose bei 1,6 % und 1,5%. Plädoyer für “ruhige Hand”Der EZB raten die Chefvolkswirte zu einer “ruhigen Hand”. Deflationsgefahren gebe es nicht. Die Preissteigerungserwartung der Ökonomen in den Banken liegt für 2016 und 2017 im Jahresdurchschnitt bei 0,4 % und 1,4 %. Die aktuell niedrigen Werte führen die Ökonomen vor allem auf die Ölpreisentwicklung zurück. Die EZB solle deshalb nicht mechanistisch das Preisziel von nahe 2 % verfolgen, sondern vielmehr die Kerninflationsrate ohne Energiekosten im Blick haben. Der von der EZB verwendete Inflationsindikator sei wenig aussagekräftig, da dieser zu sehr an den Ölpreis gebunden sei. In den USA erwarten die Chefvolkswirte Zinsschritte der Fed erst nach der Zinspause im zweiten Halbjahr. Sie rechnen mit zwei Schritten von jeweils 25 Basispunkten.