Baugenehmigungen brechen ein
Baugenehmigungen brechen ein
Ein Drittel weniger bei Wohnungen – Hohe Zinsen und teures Material belasten
ast/Reuters Frankfurt
Angesichts gestiegener Kosten und ungünstigerer Finanzierungsbedingungen im Wohnungsbau sinkt die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland weiter drastisch. Im August wurde der Bau von 19.300 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mitteilte, waren das 31,6% weniger als im Vorjahresmonat. Von Januar bis August 2023 sank die Zahl der Genehmigungen den Wiesbadener Statistikern zufolge damit um 28,3% zum Vorjahreszeitraum. Dies entspricht einem Rückgang um 69.100 auf 175.500 Wohnungen. Die Zahl der Genehmigungen gilt als Indikator für das künftige Baugeschehen.
„Sozialer Frieden auf dem Spiel"
„Schon wieder offenbart der Blick auf die monatlichen Zahlen ein katastrophales Bild“, sagte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko. „Deutschland braucht dringend neue bezahlbare Wohnungen. Ansonsten steht der soziale Frieden auf dem Spiel.“ Gedaschko brachte erneut eine Zinsverbilligung ins Spiel. Diese sei überfällig und finde bereits in anderen europäischen Ländern Anwendung. „Im Gegenzug müssen dafür entsprechend abgesenkte Mieten garantiert werden“, so Gedaschko.
In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. Der Wohnungsbau entwickelt sich immer mehr zum Sorgenkind der hiesigen Wirtschaft. Eine aktuelle Umfrage zur Stimmung im Bau, die das Münchner Ifo-Institut am Montag bereits veröffentlicht hat, hatte eine so schlechte Lage wie lange nicht angezeigt. So waren 21,4% der Unternehmen von stornierten Projekten im Wohnungsbau betroffen und damit so viele wie nie seit Beginn der Umfrage 2012. Viele Projekte seien wegen der höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar.
Gestiegene Baukosten
Bei den Baupreisen ist zudem keine Entspannung in Sicht: Die Preise für Materialien sind im ersten Halbjahr auf hohem Niveau geblieben – und in nahezu allen Fällen über den Ständen von vor der Energiekrise. Kräftige Preissteigerungen gab es bei fast allen mineralischen Baustoffen: Zement etwa kostete 41,7% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, Kalk und gebrannter Gips 39,7% mehr. Auch Frischbeton (27,7%), Bausand ( 22,7%) oder Mörtel ( 18,6%) verteuerten sich deutlich. Bei Baubedarfsartikeln aus Kunststoff wie etwa Sanitärausstattungen (10,8%), Fenster- oder Türverkleidungen (8,6%) meldet Destatis gleichfalls kräftige Preiserhöhungen. Deutliche Preisrückgänge gab es Destatis zufolge aber bei Baumaterialien aus Holz.
Die Baugenehmigungen sind mit Blick auf den Wohnungsmangel gerade in Städten ein wichtiger Indikator. In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch Umbauten enthalten. Trotz der großen Nachfrage nach Wohnraum sinkt die Zahl der Baugenehmigungen seit Monaten. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hat eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen verfehlen wird. Bei einem Wohnungsbaugipfel wurde Ende September eine Reihe von Maßnahmen beschlossen – darunter eine großzügigere Ausgestaltung der Regeln für Abschreibungen. Die Branche wertete die Maßnahmen als Schritte in die richtige Richtung, mahnte aber zur Eile.