Steuerbelastung Einkommen

Belastung von Arbeitseinkommen verringert

Laut einer neuen OECD-Studie hat sich der Steuerkeil für Familien mit einem Verdiener und Kindern seit Ausbruch der Pandemie am stärksten verringert. In 31 Industriestaaten fällt er niedriger aus.

Belastung von Arbeitseinkommen verringert

wü Paris

Die Covid-19-Pandemie hat zum stärksten Rückgang der Steuerbelastung auf Einkommen in Industrieländern seit der Finanzkrise von 2008/2009 geführt. Das ist das Ergebnis der neuesten Studie „Taxing Wages“, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag in Paris veröffentlichte. Demnach haben sich Steuer- und Sozialabgaben, die das den Arbeitnehmern zur Verfügung stehende Nettoeinkommen schmälern, in den 37 OECD-Mitgliedsländern im letzten Jahr bereits zum siebten Mal in Folge verringert.

Der sogenannte Steuerkeil – die Differenz zwischen den Arbeitskosten des Arbeitgebers und dem Nettoverdienst, der dem Arbeitnehmer verbleibt – betrug laut der Studie für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener in den OECD-Staaten 2020 im Schnitt 34,6%. Ein Jahr zuvor war er noch 0,39 Prozentpunkte höher. Für Familien fiel der Rückgang des Steuerkeils sogar noch höher aus. So verringerte er sich für ein Alleinverdienerpaar mit Durchschnittslohn und zwei Kindern um 1,1 Prozentpunkte auf durchschnittliche 24,4%. Für einen alleinerziehenden Elternteil betrug er im Schnitt 13,7%, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 1,6 Prozentpunkten bedeutet.

Der Bericht zeigt auch, dass die Steuerabgaben für Arbeitseinkommen von einem Land zum anderen deutlich variieren. So beträgt der Steuerkeil für einen alleinstehenden Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen in Kolumbien 0%, in Belgien dagegen 51,5%. In Deutschland fällt er mit 49% – was einem Rückgang von 0,3 Punkten entspricht – zwar nicht ganz so hoch wie in Belgien aus, doch mit diesem Wert gehört die Bundesrepublik im internationalen Vergleich weiterhin zur Spitzengruppe. In dieser findet sich nach Belgien und Deutschland auch Österreich mit 47,3% auf dem dritten Platz, gefolgt von Frankreich mit 46,6% und Italien mit 46%.

Da die meisten OECD-Länder seit Ausbruch der Pandemie vor allem Familien mit Kindern zusätzliche Unterstützung zukommen lassen, ging der Steuerkeil für ein Alleinverdienerpaar mit Durchschnittslohn und zwei Kindern in 31 Industriestaaten zurück, in 16 Ländern sogar um mehr als 1 Prozentpunkt. Am stärksten verringerte er sich in Litauen, den USA, Polen, Italien, Kanada und Korea. In sechs Ländern dagegen erhöhte sich der Steuerkeil für diesen Familientyp, in Neuseeland sogar um mehr als 1 Punkt.

Während sich der Rückgang des Steuerkeils in den meisten Ländern vor allem durch geänderte steuerliche Rahmenbedingungen erklärt, haben in einigen Staaten auch gesunkene Durchschnittslöhne dazu beigetragen. Die OECD-Experten betonen auch, dass die der Studie zugrunde liegenden Modelle nicht für Teilzeitkräfte, derzeit Nichtbeschäftigte oder länger Krankgeschriebene greifen. Der Anteil von Arbeitern, deren Anstellung endete oder die in Teilzeit gegangen sind, habe sich 2020 im Vergleich zu den Vorjahren signifikant erhöht, stellen sie fest.