Bergwandern mit Theresa May

Der Chefunterhändler der EU verspricht Verhandlungen ohne Emotionen

Bergwandern mit Theresa May

Von Andreas Heitker, BrüsselIn der letzten Woche hat Michel Barnier zum ersten Mal Theresa May getroffen. Er hat EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zum Abendessen mit der britischen Regierungschefin begleitet – ein Essen, das in den vergangenen Tagen immer wieder für Schlagzeilen und Irritationen gesorgt hat. Die vielen Details, die aus der kleinen Runde in London nach außen gedrungen waren, haben noch einmal mehr als deutlich demonstriert, wie unterschiedlich die Brexit-Vorstellungen in Brüssel und London aktuell noch sind.Bei seinem Auftritt vor der Presse räumt nun auch Barnier, der Chefunterhändler der EU, ein, dass es zum Teil noch “diametral entgegengesetzte Meinungen” gebe. Doch der 66-Jährige versucht, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Er verspricht “lösungsorientierte” Verhandlungen. Er werde sich “auf Zahlen, Rechte und Lösungen” konzentrieren und sich nicht von Emotionen und Feindseligkeiten leiten lassen. “Die EU sollte einen kühlen Kopf behalten.” Der Franzose gilt in Großbritannien immer noch vielen als rotes Tuch, was vor allem mit seiner Zeit als Finanzmarktkommissar zu tun hat, in der er ein Feuerwerk an neuen Regulierungsschritten abgebrannt hat.Mit Theresa May hat der Neogaullist, der aus der Alpenregion Savoyen stammt, eine Leidenschaft gemein: das Wandern in den Bergen, das für Barnier sinnbildlich auch für die anstehenden Brexit-Verhandlungen steht: Man müsse einen Fuß vor den anderen setzen, sagt er. Es könne ja sehr steil werden in den Bergen. Man müsse auf den Weg achten, um nicht zu fallen, und aufpassen, nicht zu schnell außer Atem zu kommen – schließlich sei das Ziel doch, bis zum Gipfel zu kommen.Für Barnier und seine 30-köpfige Taskforce wird der Gipfel der Abschluss des Brexit-Vertrags in knapp zwei Jahren sein. Für ihn selbst hat dies noch einmal eine besondere Bedeutung: Barniers erste Wahl war 1972. Damals ging es in einem Referendum darum, ob Frankreich dem Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Gemeinschaft zustimmt. Barnier stimmte dafür. “Eine richtige Entscheidung”, ist er sich auch heute noch sicher.