Berlusconi vor einem Scherbenhaufen
Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDie von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi gegründete Partei Forza Italia ist am Boden. Denn die einst stärkste Partei des Landes vereint nach den jüngsten Umfragen nur mehr 12 bis 13 % der Stimmen auf sich. Auch sein wirtschaftliches Standbein, die Mediaset-Gruppe, ist angeknackst: Der französische Medienkonzern Vivendi, der die defizitäre Mediaset-Tochter, das Bezahlfernsehen Premium, übernehmen sollte, hat in letzter Minute den Deal abgeblasen. Nun wird mit Rechtsanwälten untersucht, inwieweit Vivendi doch noch zur Kasse gebeten werden kann und darf. Nach dem Traditionsfußballverein AC Mailand stehen nun auch andere defizitäre Assets zum Verkauf. Selbst seine Prachtvilla auf Sardinien, Villa Certosa, versucht der Ex-Regierungschef an den Mann zu bringen.Inzwischen hat der Politiker und Unternehmer Berlusconi den rechtsliberalen Manager und einstigen Bürgermeisterkandidaten in Mailand, Stefano Parisi, engagiert. Er soll die Partei Forza Italia wieder auf Trab bringen. Allerdings ist Ex-Manager Parisi manch einem Verbündeten von Berlusconi, allen voran der Lega Nord, ein Dorn im Auge. Offensichtlich ist dem einstigen Regierungschef daran gelegen, seine rechtsliberale Partei ohne die bisherigen radikalen Elemente zu festigen.Berlusconi will sich auch von seinen defizitären Assets trennen. Den Start dazu hat er mit dem Fußballclub AC Mailand gemacht, der im Vorjahr nicht nur einen Verlust von knapp 100 Mill. Euro einspielte, sondern auch Schulden von gut 200 Mill. Euro aufgetürmt hat. Chinesische Investoren haben nun für 740 Mill. Euro zugegriffen. Insgesamt hat der Ex-Regierungschef in den vergangenen 30 Jahren 900 Mill. Euro in den Traditionsverein gesteckt. AusverkaufZweifellos hat die teilweise glorreiche Vergangenheit des Fußballclubs auch zu Berlusconis politischem Erfolg beigetragen. Der Verkauf von AC Mailand werde ihm – so der Soziologe Ilvo Diamanti – Stimmen und Ansehen kosten. Zum Verkauf stehen nun angeblich auch der spanische Fernsehsender Telecinco, das Sendeturm-Konglomerat Endemol und möglicherweise auch der 53-Prozent-Anteil, den Berlusconi an der Mailänder Tageszeitung “Il Giornale” hält. Von seinen profitablen Beteiligungen, wie etwa dem Paket von 30 % an der Finanzgruppe Mediolanum oder seinem Anteil von 2 % an Mediobanca, will er hingegen nicht lassen. Und auch die auf den Bermudas ansässige Morning Glory Yachting steht nicht zum Verkauf. Ende September wird Berlusconi 80 Jahre alt. An ein Comeback des Ex-Regierungschefs glauben selbst seine besten Freunde nicht mehr. Doch es könnte ihm gelingen, einen Teil des verloren gegangenen Terrains wiedergutzumachen.