Bilanz der Fed ruft Kritiker auf den Plan

Verluste auf Anleihenportfolio übersteigen das Eigenkapital - Politische Risiken für die US-Notenbank

Bilanz der Fed ruft Kritiker auf den Plan

sp New York – Die US-Notenbank ist pleite. Das geht aus dem jüngsten Finanzbericht der Fed für das dritte Quartal hervor. Die Wertverluste im Anleihenportfolio der Notenbank in Höhe von 66,5 Mrd. Dollar übersteigen das Eigenkapital der Fed in Höhe von 39,1 Mrd. Dollar. Müsste die Notenbank die von ihr gehaltenen Wertpapiere wie jedes andere Institut zu Marktpreisen (Mark-to-Market) bewerten, wäre die Fed streng genommen insolvent.Nun ist die Notenbank natürlich kein Institut wie jedes andere, und die auf dem Papier aufgelaufenen Verluste sind für die Funktion der Fed nicht von Bedeutung. “Eine Zentralbank mit negativem Eigenkapital spielt theoretisch keine Rolle”, stellt Kevin Warsh, ehemaliges Mitglied im Leitungsgremium der US-Notenbank, fest. “In der Praxis birgt das für die Fed aber das Risiko, Teile ihrer Glaubwürdigkeit und damit ihr wichtigstes Asset einzubüßen.” Tatsächlich haben die Verluste auf die von der Notenbank gehaltenen Wertpapiere, die in erster Linie auf die von der Fed vorgenommenen Zinserhöhungen zurückzuführen sind, bereits Kritiker auf den Plan gerufen.”Wir sehen jetzt die Risiken einer unkonventionellen Geldpolitik”, kommentierte der republikanische Kongressabgeordnete Andy Barr, der bisher den für die Notenbank zuständigen Unterausschuss im Repräsentantenhaus geleitet hat. Die Verluste sind auch darauf zurückzuführen, dass die Fed im Zuge der Finanzkrise zum Mittel des Quantitative Easing gegriffen und die Bilanz auf mehr als 4 Bill. Dollar aufgebläht hat. “Die Bürde, uns zu erklären, warum das ihre Glaubwürdigkeit nicht kompromittiert und warum die Öffentlichkeit sowie der Kongress nicht besorgt sein sollten, liegt bei ihnen”, ließ Barr die Notenbank mit Blick auf die Verluste wissen. Tweet von Trump erwartetNotenbankchef Jerome Powell hat in den ersten zehn Monaten im Amt viel Zeit für Gespräche mit Kongressabgeordneten aufgewendet, um die Beziehungen zum Kapitol zu stärken, während der politische Druck auf die Fed aus dem Weißen Haus gestiegen ist. US-Präsident Donald Trump, der die Notenbank regelmäßig öffentlich an den Pranger stellt, dürfte der Verlust der Fed nicht entgangen sein.