NOTIERT IN MAILAND

Biowein von Leonardo Da Vinci

Die Mailänder Universität Bocconi prämiert jährlich ihren Top-Alumnus - und bietet damit ein Sprungbrett für die weitere Karriere. Denn inzwischen sitzen die Bocconi-Absolventen, ähnlich wie die "McKinsey-Boys", in den Schlüsselpositionen von...

Biowein von Leonardo Da Vinci

Die Mailänder Universität Bocconi prämiert jährlich ihren Top-Alumnus – und bietet damit ein Sprungbrett für die weitere Karriere. Denn inzwischen sitzen die Bocconi-Absolventen, ähnlich wie die “McKinsey-Boys”, in den Schlüsselpositionen von Wirtschaft und Politik. Bei der Prämierung in der Bocconi-Festaula sind alle präsent, die im akademischen Mailand Rang und Namen haben. Von Ex-Regierungschef Mario Monti über den Rektor Andrea Sironi, vom Chef der Borsa Italiana, Raffaele Jerusalmi, über Ex-Unicredit-Chef Alessandro Profumo bis zum ehemaligen Zentralbank-Generaldirektor und späteren Finanzminister Fabrizio Saccomani.Zum “Bocconiano” 2015 wurde der 57-jährige Giuseppe Sala, Kommissar der Weltausstellung, gewählt. Der Erfolg der Expo ist nicht nur an Zahlen – bereits 20 Millionen verkaufte Eintrittskarten – zu werten. Vor den einzelnen Pavillons, darunter auch dem vielbesuchten deutschen Pavillon, bilden sich derzeit Menschenschlangen mit Wartezeiten von bis zu sieben Stunden, um die Vorschläge der einzelnen Länder für das Leitmotiv “Den Planeten ernähren, Energie fürs Leben” zu besichtigen. 57 Staatschefs besuchten die Ausstellung.Laut Sala hat die Expo nicht nur wegen der über den Erwartungen liegenden Besucherzahl gepunktet. Das Image für Mailand und ganz Italien sei aufpoliert worden, neuen Ideen und Vorschlägen zur gesunden Ernährung seien gefunden worden. Für den Expo-Kommissar, dessen Debüt bei der Weltausstellung ein wahrer Flop war, ist der Erfolg eine Genugtuung. Denn zahlreiche seiner Mitarbeiter wurden wenige Monate vor Ausstellungseröffnung wegen Korruption verhaftet, die zeitgerechte Eröffnung bis zuletzt in Frage gestellt. “Man muss auch Niederlagen einstecken können, wichtig ist, sein Ziel Schritt für Schritt zu verfolgen”, meinte er bei der Prämierung durch Bocconi-Universität. Nun könnte Sala, nach der am 31. Oktober zu Ende gehenden Expo, ein neues Ziel anpeilen: Bürgermeister von Mailand. Die Wahl findet 2016 statt. Die Mailänder selbst plädieren für den Expo-Manager, dem einstigen Finanzchef der Mobilfunkgesellschaft TIM und CEO von Pirelli-Reifen. Die verschiedensten Parteien zeigen sich gegenüber dem parteiunabhängigen Bocconiano dagegen noch unschlüssig.Auch die Zentralbank Banca d’Italia hat sich das Thema der Weltausstellung zu Herzen genommen. In einem von der Zentralbank organisierten Schülerwettbewerb wurden Vorschläge für den neuen 20-Euro-Schein eingeholt. Die besten Vorschläge werden in einer Sonderausstellung im historischen Banca-d’Italia-Palast in Mailand gezeigt. Zentralbank-Generaldirektor Salvatore Rossi meinte bei der Eröffnung der Ausstellung “Ideen für Geldscheine”, dass auf diese Weise das Interesse der Jugend für Wirtschafts- und Finanzthemen geweckt werden soll.Schließlich wurde das Thema der gesunden Ernährung auch von dem Wahlmailänder, Renaissance-Genie, Maler, Ingenieur, Mediziner und Schriftsteller Leonardo da Vinci vorweggenommen. Der Maler des letzten Abendmahls und Erfinder des Bewässerungssystems Mailands hatte ein Hobby: er baute selbst Wein an, im Weingarten gegenüber dem Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie, in dem er sein berühmtes Gemälde “Das letzte Abendmahl” schuf. Dieser Weingarten mit Leonardos Wohnung mitten in Mailand steht nun anlässlich der Expo als “Le Vigne di Leonardo” dem Publikum offen. Mit Verkostung von Wein, so wie er zur Zeit Leonardos hergestellt wurde, also echtem Biowein. *In Italien ist die Rezession endgültig vorüber. Bei der im Oktober in Mailand stattgefundenen Werkzeugmaschinenmesse EMO wurde nicht nur ein Rekord von 1 600 Ausstellern (+ 12 %), sondern auch von 155 362 Besuchern (+ 25 %) gezählt. Was noch mehr überraschte, war das kräftige Ordergeschäft aus dem Inland. Der inländische Absatz von Werkzeugmaschinen soll 2015 laut UCIMU-Fachverbandspräsident Luigi Galdabini um 5,3 % zulegen. Das ist doppelt soviel wie das weltweite Absatzplus. Auch in den kommenden zwei Jahren soll der Inlandsabsatz mit 5 bzw. 7,4 % stärker wachsen als der weltweite Absatz.