BIP ist nicht gleich BIP
BIP ist nicht gleich BIP
EU-Kommission will Wirtschaftsleistung anders messen
rec Brüssel
Der Europäischen Kommission schwebt eine neue Form der Wohlstandsmessung vor. Nach ihren Vorstellungen sollen Faktoren wie Gesundheit und Umwelt in das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einfließen. Das wäre eine fundamentale Abkehr von gängigen Methoden zur Berechnung der Wirtschaftsleistung, für die Statistiker ausschließlich ökonomische Daten heranziehen.
Die Berechnung des BIP ist einer von zehn Bereichen, in denen die EU-Kommission im Zuge einer “strategischen Vorausschau” Handlungsbedarf ausmacht. Damit konkretisiert sie Überlegungen, die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen angedeutet hat. Es handelt sich nicht um einen konkreten Gesetzesvorschlag, sondern um allgemeine Überlegungen zur Ausrichtung der Unionspolitik. Sie sollen in die Beratungen des EU-Gipfels im Oktober in Spanien einfließen.
Neues Wirtschaftsmodell
“In der Analyse spiegelt sich unser Bekenntnis zum Wohlergehen der jetzigen und künftigen Generationen wider sowie die zwingende Notwendigkeit, unseren Planeten zu schützen”, sagte Maroš Šefčovič, einer der Vizechefs der EU-Kommission. “Wir wollen die Vorreiterstellung Europas bei der Nachhaltigkeitswende halten, indem wir unsere einzigartige soziale Marktwirtschaft und unsere globale Handelsmacht nutzen.”
Die EU-Kommission propagiert ein neues Wirtschaftsmodell, das primär auf das Wohlergehen von Mensch und Natur ausgelegt ist. Bis zu 75% der Unternehmen in der Eurozone seien hochgradig auf natürliche Ressourcen angewiesen, heißt es in dem Strategiepapier mahnend. 85% der Unternehmen in der EU fehlten die nötigen Fachkräfte, damit sie durch den grünen und den digitalen Wandel kommen. Die Rede ist von “beispiellosen Investitionen”, um den Wandel zur Nachhaltigkeit zu stemmen.
Breiteres Mandat für EIB?
Zu diesem Zweck erwägt die Brüsseler Behörde, das Mandat der EU-Förderbank EIB auszuweiten. Die Europäische Investitionsbank (EIB), die sich selbst als Klimabank bezeichnet, ist bislang darauf fokussiert, die Finanzierung von Infrastrukturprojekten anzuschieben. Künftig könnte sie verstärkt für strategische Investitionen in den Bereichen Rohstoffe, klimafreundliche Technologien oder Biotechnologie eingebunden werden, so die Überlegungen.
Konkret würde das wohl frühestens nächstes Jahr unter neuer Führung. Ende 2023 räumt der Deutsche Werner Hoyer nach zwölf Jahren den Chefposten bei dem in Luxemburg ansässigen Institut. Prominenteste Bewerberin für Hoyers Nachfolge bei der EIB ist die derzeitige EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.