BIZ erinnert an US-Bondcrash 1994
ms Frankfurt – Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ hat ihre Position untermauert, dass die ultralockere Geldpolitik weltweit ein zentraler Treiber für die extrem niedrigen und teils negativen Staatsanleiherenditen sei, und Marktteilnehmer davor gewarnt, diesen Einfluss zu unterschätzen. Das gelte umso mehr, als es so auch zu einer raschen Umkehr kommen könne, wie der Anleihecrash in den USA im Jahr 1994 gezeigt habe, sagte Jaime Caruana, Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), jetzt in London. “Was die Zentralbank gibt, kann sie auch wieder nehmen – oder Marktteilnehmer können befürchten, dass sie es nimmt”, so Caruana.Die Aussagen sind in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Zum einen stehen sie im Widerspruch zur Argumentation vieler Notenbanker weltweit, dass ihr Einfluss auf die langfristigen Marktzinsen begrenzt sei und sie mit ihrer Geldpolitik lediglich den Rückgang des sogenannten Gleichgewichtszinses nachvollzögen, der Wachstum und Inflation ins Gleichgewicht bringt. Die BIZ sieht die lockere Geldpolitik vielmehr selbst als einen Grund für die Wachstumsschwäche, weil sie etwa Ressourcen in unproduktive Bereiche leite. So führten niedrige Zinsen zu immer noch niedrigeren Zinsen.Zum anderen kommen die Aussagen zu einer Zeit, da die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Spekulationen auf eine Zeitenwende an den Anleihemärkten und teils gar Sorgen vor einem Crash geschürt hat. Die Aussicht auf mehr Wachstum und Inflation in den USA hatte in den vergangenen Tagen die US-Renditen, aber auch jene in Europa stark steigen lassen. “Kein Gleichgewicht”Caruana wandte sich erneut gegen die verbreitete Erklärung, dass die seit Jahrzehnten sinkenden Kapitalmarktzinsen Folge einer fundamentalen Wachstumsschwäche seien. In einer solchen säkularen Stagnation mit einem womöglich negativen Gleichgewichtszins, so diese Sicht, müsse die Geldpolitik ihre Zinsen entsprechend drücken. Caruana betonte dagegen die BIZ-Sicht, dass solche niedrigen Renditen für eine sehr lange Zeit “kein Gleichgewicht” sein könnten, weil sie zu finanziellen Ungleichgewichten führten.Es sei eine Gefahr, diese Erklärung zu überschätzen und dagegen den Einfluss der Geldpolitik, insbesondere der Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE), und interner Marktdynamiken zu unterschätzen, sagte Caruana. Bei den Marktfaktoren verwies er etwa auf das sogenannte “Duration Matching”: Demnach müssen langfristige Investoren wie Versicherer bei sinkenden Renditen umso mehr Anleihen kaufen, was deren Kurs treibt und Renditen senkt.Wer diese beiden Einflussfaktoren unterschätze, laufe Gefahr, anfällig zu sein, falls es zu einer Kehrtwende komme. Eine solche könne in zwei Formen kommen, so Caruana: Investoren könnten plötzlich ihre Erwartungen an die Entwicklung der kurzfristigen Zinsen deutlich nach oben schrauben, oder es könnte zu einem plötzlichen Anstieg der Laufzeitenprämie kommen. Beides sei 1994 gegeschehen, als die US-Notenbank mit ihrem Zinskurs für einen Crash am Bondmarkt sorgte. Markakteure müssten sich wappnen, so Caruana: “Die Entwicklungen der vergangenen Woche waren erstaunlich.”