BANK OF ENGLAND

Bloß keine Hoffnung wecken

Die Bank of England steckt in einer Zwickmühle. Einerseits wurden bereits mehr als 140 000 Menschen in Großbritannien gegen Sars-CoV-2 geimpft. Sollten demnächst auch noch einfacher handhabbare Impfstoffe wie der von AstraZeneca zum Einsatz...

Bloß keine Hoffnung wecken

Die Bank of England steckt in einer Zwickmühle. Einerseits wurden bereits mehr als 140 000 Menschen in Großbritannien gegen Sars-CoV-2 geimpft. Sollten demnächst auch noch einfacher handhabbare Impfstoffe wie der von AstraZeneca zum Einsatz freigegeben werden, könnten die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie schon bald gelockert werden. Die von der Dienstleistungsbranche dominierte Volkswirtschaft hätte freie Bahn für eine schnelle Erholung.Wer den Sommer im Homeoffice verbringen durfte, konnte dadurch viel Geld einsparen. Wenn sich die Unsicherheit in Sachen Covid-19 erst einmal gelegt hat, dürfte es von den privaten Haushalten auch ausgegeben werden. Das Brexit-Drama ließ zuletzt vergleichsweise robuste Konjunkturdaten in den Hintergrund treten. Kommt es zum Jahresende jedoch zur von Volkswirten mehrheitlich erwarteten Einigung zwischen London und Brüssel, könnte die britische Wirtschaft im kommenden Jahr richtig Gas geben. Das Unterhaus steht bis Silvester bereit, eine solche Übereinkunft abzusegnen.Sollte sich ein solcher Aufschwung ereignen, würde ein Ende der geldpolitischen Notstandsmaßnahmen der Bank of England erwartet. Allein die Erwartung könnte das Pfund aufwerten lassen und so dafür sorgen, dass sich die Bedingungen für die Exportwirtschaft verschlechtern und Verbraucher verstärkt auf importierte Produkte zurückgreifen. Würde man an den Märkten dagegen fest davon ausgehen, dass sich die Old Lady of Threadneedle Street für eine Senkung des Leitzinses unter null entscheidet, wäre eine Abwertung des Pfund vorprogrammiert. Unternehmen hätten mit höheren Beschaffungskosten zu kämpfen. Verbraucher müssten mit sinkenden Realeinkommen klarkommen. Die Geldpolitiker der Bank of England haben sich für eine Gratwanderung entschieden. Erwartungsmanagement ist dabei alles: Solange man ihnen am Kapitalmarkt abnimmt, dass eher mit einer weiteren Lockerung als mit einer Straffung zu rechnen ist, geht ihr Kalkül auf, die mögliche Erholung nicht zu gefährden. Also gilt für die Kapitalmarktkommunikation der Notenbank: Bloß keine Hoffnungen wecken. Die Fortsetzung der Anleihenkäufe im kommenden Jahr ermöglicht es der Bank of England, die faktische Kontrolle über die Zinskurve mehr und mehr zu übernehmen – die Fed hat es vorgemacht. Und den britischen Sparern bleiben Negativzinsen wie in der Eurozone vorerst erspart.