NOTIERT IN FRANKFURT

Blütenpracht im Geldmuseum

Des Deutschen liebstes Kind - neben dem Auto - ist immer noch das Bargeld. Dass Bargeld- und kontaktloses Zahlen immer häufiger genutzt und zur Normalität geworden ist, ändert daran nichts. Ist ja auch praktisch, nicht darauf achten zu müssen, dass...

Blütenpracht im Geldmuseum

Des Deutschen liebstes Kind – neben dem Auto – ist immer noch das Bargeld. Dass Bargeld- und kontaktloses Zahlen immer häufiger genutzt und zur Normalität geworden ist, ändert daran nichts. Ist ja auch praktisch, nicht darauf achten zu müssen, dass der Geldbeutel gut gefüllt ist, wenn der Kühlschrank mal wieder leer ist. Und dann erst das schwer wiegende, beim Bezahlvorgang wahnsinnig zeitraubende Münzgeld. Ganz zu schweigen von der Gefahr, an der Kasse Falschgeld ausgehändigt zu bekommen!Gefälscht wird, seit es Geld gibt, rund um den Globus, quer durch die Jahrhunderte. Und so, wie die Methoden der Fälscher immer ausgefeilter werden, rüsten die Notenbanken mit Sicherheitsmerkmalen nach. Fühlen, sehen, kippen lautet die Devise. Am kommenden Freitag bei der Bekanntgabe der Falschgeldzahlen wird sich zeigen, wie erfolgreich diese Kontrolle im vergangenen Halbjahr war.Blüten können allerdings auch etwas Wunderschönes sein. Und ja, das bezieht sich auf das Zahlungsmittel. Beziehungsweise Nichtzahlungsmittel. Zu besichtigen ist das in der Ausstellung “Annette Kelm – Geld”. Im Geldmuseum der Bundesbank sind unter anderem vier Fotografien zu sehen, die an zwei Tagen im Nationalen Analysezentrum für Falschgeld in Mainz entstanden sind. Das Falschgeld – Beweismaterial, das tatsächlich in Umlauf gekommen war – setzt Kelm in Szene mit Materialien, die sie vor Ort entdeckt hat. Das Konfetti, eine Hommage an die Karnevalshochburg Mainz, hat sie für das gleichnamige Werk selbst mitgebracht. Dreidimensional erscheint die Arbeit, die das Titelblatt des Begleitheftes der Ausstellung ziert, durch das scheinbar lockere und planlose Verstreuen von drei Hundertern, einem schwarzen Kabel und besagtem Konfetti, das erkennbar aus einem Locher stammt.Kunstwerk oder die Überreste einer rauschenden Büroparty? Deutungsspielraum lassen sämtliche Werke. Klar, es geht um Geld, Konsum und Ökonomie, doch auf den zweiten Blick lässt sich noch viel mehr entdecken. Etwa bei den 100-Euro-Scheinen, die wie Blüten in eine Büropflanze gesteckt sind. Das scharfe Auge entdeckt, dass die Pflanze kein Wasser braucht und nur mittels Kabelbinder aufrecht gehalten wird. Das Highlight in den Augen der Autorin sind allerdings die beiden Werke, deren Motive von der Ausführung her – freundlich gesagt – sehr optimierungsfähig sind. Eher grobe Skizzen denn täuschend echte Imitate sind die 10- und 20-DM-Scheine. Man wundert sich, wer sich traut, so etwas in Umlauf zu bringen – geschweige denn, wer es annimmt. Der 1961 erstmals ausgegebene grünliche Zwanziger, der die Nürnberger Patrizier- und Kaufmannsfrau Elsbeth Tucher sowie Geige mit Bogen und Klarinette zeigt, ist ebenso wie der 1963 in Umlauf gebrachte bläuliche Zehner mit einem jungen Mann auf der Vorder- und einer Bark auf der Rückseite auch ein schönes Stück Währungsgeschichte.Ein Jubiläum in dieser Geschichte darf in diesem Jahr begangen werden: 30 Jahre deutsch-deutsche Währungsunion, das die Bundesbank mit einer Wanderausstellung und Veranstaltungsreihe feiert.