Sentix-Konjunkturerwartungen

Börsianer machen sich noch mehr Sorgen um globale Konjunktur

Im Juli machen sich Börsianer so große Sorgen um die Euro-Konjunktur wie zuletzt im Oktober und September vergangenen Jahres, als die Energieversorgung in Frage stand. Es sei "mehr als eine übliche Sommer-Flaute", kommentiert das Analysehaus Sentix seine Konjunktur-Indizes, die für fast alle Länder und Regionen gesunken sind.

Börsianer machen sich noch mehr Sorgen um globale Konjunktur

Börsianer sorgen sich immer mehr um globale Konjunktur

Sentix-Barometer rutscht für fast alle Regionen weiter ab – “Mehr als eine Sommer-Flaute”

ba Frankfurt

Börsianer starten mit einem so trüben Blick auf die Konjunktur ins zweite Halbjahr wie seit neun Monaten nicht mehr. Vor allem die Euro-Wirtschaft, insbesondere aber auch die deutsche Wirtschaft wird zunehmend skeptisch beurteilt – und Besserung ist weit und breit nicht in Sicht, wie die monatliche Umfrage des Analysehauses Sentix unter 1.226 Investoren und institutionellen Anlegern ergibt.

Stagnation ist noch das Beste

Im Juli lassen die Sentix-Barometer für sämtliche betrachteten Länder und Regionen bestenfalls auf eine Stagnation schließen – wie in Asien ex Japan sowie in Japan. Für die USA, die Schweiz und das globale Aggregat steht ein Abschwung zu erwarten, für Euroland, Deutschland, Österreich, Osteuropa und Lateinamerika erwarten die Börsianer sogar jedoch eine Rezession. Dass der Global Aggregate Index den fünften Monat in Folge gesunken ist und mit −7,6 Punkten so niedrig wie zuletzt im Dezember steht, führt Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner vor allem auf die Entwicklung im Euroraum zurück.

“Anfang Juli bleibt die Konjunktur in der Eurozone im Rezessionsmodus”, kommentierte Hübner den Rückgang des Gesamtindex für die Eurozone um 5,5 auf −22,5 Punkte. Dies ist der tiefste Stand seit November 2022, “als die Sicherung der europäischen Energieversorgung in Frage stand”. Der Rückgang des Lagewerts um 4,7 auf −20,5 Zähler unterstreiche die rezessiven Umstände, so Hübner. Die Erwartungskomponente rutschte um 6,2 auf −24,5 Punkte ab, das ist ebenfalls der tiefste Wert seit November 2022.

Die Werte für Deutschland, die wichtigste Volkswirtschaft in der Eurozone, sind Sentix zufolge “weiter nur als dramatisch schlecht“ zu bezeichnen. Die Barometer für Lage und Erwartung rutschten ebenso wie der Gesamtindex weiter ab – Letzterer um 7,3 auf minus 28,4 Punkte. Sie notieren damit auf den niedrigsten Werten seit Oktober bzw. November 2022. Dass die Deutschen ihre eigene Regierung einer nicht näher benannten repräsentativen Umfrage zufolge derzeit als “das größte Risiko” bezeichneten, ist für Hübner ein “einmaliger, erschreckender Befund”. Ökonomisch könne man den Schaden, der neben hausgemachten auch externe Ursachen hat, in den Sentix-Indizes sehr gut ablesen.

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Zum schwachen globalen Bild trage auch die Region „Asien ex Japan“ erheblich bei: Für asiatisch-chinesische Verhältnisse seien die aktuellen Konjunkturdaten ausgesprochen schwach. Der Gesamtindex fiel zum fünften Mal in Folge. Die US-Wirtschaft wiederum halte sich zäh über Wasser, “versprüht aber ebenfalls keinerlei positive Dynamik”. Vor allem der US-Arbeitsmarkt trotze bislang sämtlichen nationalen und internationalen Belastungsfaktoren. Aber auch das beherzte Intervenieren der Fed in der Regionalbanken-Krise, in der sie Liquidität bereitstellte, gleichzeitig jedoch das Zinsniveau weiter nach oben schraubte, dürfte Sentix zufolge geholfen haben. Dieser Faktor dürfte sich jedoch erschöpfen.

Keine Hilfe von Notenbanken

In der Vergangenheit “waren es dann oftmals die Notenbanken, die sich konjunkturellen Abschwungtendenzen mit einer lockeren Geldpolitik entgegengestellt haben”, hieß es weiter. Der Themenindex „Notenbank-Politik“ sank allerdings weiter. Die Anleger würden also erwarten, dass sich der restriktive Einfluss der Zentralbanken eher vergrößern werde. Diese Erwartung dürfte mit der Einschätzung zur Inflation zusammenhängen, so Hübner: “Was wir derzeit erleben, ist also eindeutig ernster zu nehmen als eine übliche Sommer-Flaute.”

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