Sentix-Umfrage

Börsianer werden für Euro-Konjunktur skeptischer

Gemessen an den Sentix-Konjunkturindikatoren hinkt Europa anderen Wirtschaftsräumen hinterher. Insbesondere die US-Wirtschaft setze ein Ausrufezeichen: Hier wirkt die „Biden-Euphorie“, heißt es bei Sentix.

Börsianer werden für Euro-Konjunktur skeptischer

ba Frankfurt

Finanzmarktexperten sehen die Eurozone im Vergleich zu anderen Ländern und Wirtschaftsräumen im Rückstand. „Europa hinkt deutlich hinterher“, schlussfolgert Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy aus den Ergebnissen der monatlichen Umfrage unter 1252 institutionellen und Privatanlegern. Während sich die Aussichten global verbesserten und die US-Wirtschaft „ein Ausrufezeichen“ setze, ist der Konjunktur-Gesamtindex für Euroland im Februar um 1,5 auf –0,2 Punkte zurückgefallen.

Im Januar war das vom Analysehaus Sentix erhobene Barometer, das als Fingerzeig für Stimmungsindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima oder die Einkaufsmanagerindizes gilt, erstmals seit Februar 2020 – also seit Beginn der Ausbreitung des Coronavirus in Europa – wieder über die Nulllinie geklettert (siehe Grafik). Ökonomen hatten im Schnitt einen Anstieg auf einen Wert von 2,0 Zählern erwartet. Im Februar gingen sowohl die Lagebeurteilung als auch die Aussichten zurück.

Die Erholung des Indikators für den Euroraum habe zuletzt sehr stark auf eine erfolgreich verlaufende Impfkampagne aufgebaut. „Das EU-Bestelldebakel­ und die dadurch langsamere Impfgeschwindigkeit drücken aufs Gemüt und legen die bürokratischen Defizite in Euroland offen“, erklärte Hussy. Rückschlagpotenzial lauere in der aktuell ex­trem hohen Erwartungslücke.

Für Deutschland sei ebenso wie für Euroland der Faktor Zeit entscheidend und nicht beliebig dehnbar: Sollte sich der Lockdown weiter hinziehen, könne der Geduldsfaden der Investoren irgendwann reißen. Der Gesamtindex für Deutschland gab um 1,7 auf 8,6 Punkte nach. Die aktuelle Lage wurde mit –15,5 nach –15,8 Zählern so gut bewertet wie seit März 2020 nicht mehr. Insgesamt präsentiere sich die deutsche Wirtschaft immer noch besser als der europäische Durchschnitt. Die Anleger würden vor allem auf positive Effekte der Weltkonjunktur bauen, betonte Hussy. Insbesondere aus den USA und aus Asien seien stärkere Wachstumssignale messbar, die mittelfristig positiv auf die Exporte von Deutschland ausstrahlen sollten.

In den Daten für die US-Wirtschaft macht Hussy eine „Biden-Euphorie“ aus: Der Präsidentschaftswechsel in den USA habe auch die Konjunkturfantasien befördert, doch müsse Joe Biden nun auch liefern. Der Gesamtindex für die USA kletterte den zehnten Monat in Folge auf nun 18,0 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit Februar 2020.