Bonitätswächter warnen vor neuer Blasenbildung

Independent Credit View: Ultralockere Geldpolitik erhöht Gefahr einer Finanzkrise - Kluft in Europa wächst

Bonitätswächter warnen vor neuer Blasenbildung

lz Frankfurt – Die Gefahr einer neuerlichen Krise ist durch die ultralockere Geldpolitik der jüngsten Zeit eher wieder etwas gestiegen, zumal der globale Schuldenaufbau weitergeht. Das ist das Fazit des Schweizer Bonitätsinstituts Independent Credit View (I-CV) aus Zürich in seiner neuen Länderstudie. Die expansive Geldpolitik verzerre die Risikowahrnehmung und dränge Investoren in Finanz- und Immobilienanlagen, statt das Kapital in die Realwirtschaft zu lenken. Selbst moderate und vermeintlich isolierte Schocks könnten vor diesem Hintergrund plötzlich eine Rückbesinnung auf Fundamentaldaten auslösen.Zwar zeigen sich den Autoren zufolge in Europa inzwischen erste Anzeichen, dass die expansive Geldpolitik wirkt, der erhoffte Aufschwung durch mehr Konsum und Investitionen lasse aber auf sich warten. Zugleich vertieft sich nach ihrer Meinung die ökonomische Kluft Europas in solide Volkswirtschaften einerseits und jene, die nicht aus der Krise kommen, andererseits. Letztere würden obendrein Gefahr laufen, die Reform- und Sparziele zu vernachlässigen, “um dem Volk zu gefallen”. Das Urteil der Bonitätswächter fällt daher harsch aus: “Der Süden kann seine Wettbewerbsfähigkeit nur qualvoll oder durch einen Euro-Austritt zurückerlangen.”Eines der größten Probleme Europas ist nach Meinung von I-CV das Unvermögen der Politik, auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren. Die Ökonomen verweisen auf die Brexit-Entscheidung der Briten. Die EU sei überrollt worden von den Ereignissen und würde jetzt einen “Reputationsschaden in Nordamerika und Asien sowie in Drittstaaten Europas erleiden”. Es gebe “Zeichen inhärenter Führungsschwäche” sowie “fragwürdiger Reformfähigkeit” in Brüssel. Ein Generations- und Gesinnungswechsel sei angezeigt.Die Wirksamkeit der Geldpolitik nimmt nach Meinung der I-CV-Ökonomen immer weiter ab, während ihre Nebenwirkungen immer stärker zu Tage treten würden. Allenfalls würden die Negativzinsen noch den Regierungen der hoch verschuldeten EU-Südländer Zeit verschaffen, das Schuldenproblem zu entschärfen, allerdings würden sie auch den Reformdruck wegnehmen.Die Gefahr neuer Blasen wächst, warnen die Bonitätswächter und beobachten bereits eine Abkoppelung der Immobilienpreise von den Fundamentaldaten. Die Häuserpreise stiegen vielerorts schneller als die verfügbaren Einkommen. Und weltweit würde die Verschuldung wieder zunehmen – entweder die der Staaten oder die des Privatsektors. Die Risiken würden also größer.