hip London – Boris Johnson hat bestätigt, dass er sich am Rennen um die Führung der britischen Konservativen beteiligen wird. “Natürlich werde ich mich darum bemühen”, sagte der ehemalige Außenminister auf einer Veranstaltung der British Insurance Brokers` Association in Manchester. “Ich glaube nicht, dass das für irgendwen ein großes Geheimnis ist. Aber wie Sie wissen, ist die Stelle derzeit nicht frei.”Die Partei befindet sich in einer tiefen Krise. Der von der Verwaltung im Namen von Premierministerin Theresa May mit Brüssel ausgehandelte EU-Austrittsvertrag wurde dreimal im Parlament niedergestimmt. Bei den Kommunalwahlen verloren die Tories mehr als 1 300 Mandate, und auch bei der Wahl zum EU-Parlament am 23. Mai steht ihnen eine krachende Niederlage ins Haus. Nachdem sich May bei einem parteiinternen Misstrauensvotum im Dezember gegen ihre Kritiker durchsetzen konnte, wollen ihr nun Ortsverbandsvorsitzende und andere Vertreter der Parteibasis Druck machen.May traf sich derweil mit dem Vorsitzenden des 1922 Committee, Graham Brady. Das Parteigremium hatte ihr am Vortag 24 Stunden Zeit gegeben, einen Zeitplan für ihren Abgang vorzulegen. Nachdem May ein wichtiges Brexit-Gesetz, das “Withdrawal Agreement Bill”, in der Woche vom 3. Juni erneut dem Unterhaus vorgelegt haben wird, soll es offenbar so weit sein. “Wir sind übereingekommen, dass sie und ich uns nach der zweiten Lesung des Gesetzes treffen werden, um uns auf einen Zeitplan für die Wahl eines neuen Führers der Conservative and Unionist Party zu einigen”, sagte Brady nach dem Treffen mit May, die auch den Parteivorsitz innehat. Es habe einen “offenen Austausch” gegeben. Das Treffen zwischen ihm und May werde auch dann stattfinden, wenn das Parlament das Gesetz ablehne.Johnson war im Juli vergangenen Jahres zurückgetreten, nachdem er sich mit seiner Position zum Brexit nicht hatte durchsetzen können. Der ehemalige Londoner Bürgermeister war 2016 das Gesicht der Kampagne “Vote Leave”. Neben ihm haben auch Andrea Leadsom, eine weitere prominente Brexit-Befürworterin, Esther McVey, eine ehemalige Arbeitsministerin, und Entwicklungshilfeminister Rory Stewart Interesse am Parteivorsitz der Tories bekundet. Auch Michael Gove, Amber Rudd, Sajid Javid, Dominic Raab, Jeremy Hunt, Penny Mordaunt und Liz Truss werden als Kandidaten gehandelt.