Großbritannien

Boris Johnson aktiviert „Plan B“

Homeoffice, Impfpässe, Maskenpflicht: Das ist „Plan B“ der Regierung für den Umgang mit der Pandemie. Doch halten längst nicht alle Kabinettsmitglieder den Zeitpunkt für seine Aktivierung für gekommen.

Boris Johnson aktiviert „Plan B“

hip London

Während sich die britische Opposition noch über eine Weihnachtsfeier in der Downing Street im vergangenen Jahr ereifert, hat Boris Johnson „Plan B“ für den Umgang mit der Pandemie aktiviert. Das sei „verhältnismäßig und verantwortungsvoll“, sagte er in einer eilends einberufenen Pressekonferenz. Ab Montag sollen Büroangestellte erneut ins Home­office geschickt werden. „Arbeiten Sie von zu Hause, wenn Sie können“, sagte Johnson. Das Tragen von Masken in öffentlichen Gebäuden wird schon ab Freitag wieder zur Pflicht. Clubs und Discos müssen von ihren Gästen Impfnachweise verlangen. Auf diese Weise will sich die Regierung mehr Zeit für die ins Stocken geratene Impfkampagne erkaufen. Johnson gab zu, dass man nicht viel über die neue Sars-CoV-2-Variante Omikron wisse, außer dass sie sich rasend schnell verbreite. Die Kosten für „Plan B“ wurden in einem an die Öffentlichkeit gelangten Regierungsdokument bis März 2022 auf 11 Mrd. bis 18 Mrd. Pfund beziffert.

Noch am Dienstag hatte Justizminister Dominic Raab gesagt, die Regierung sehe keine Notwendigkeit, „Plan B“ zu aktivieren. Doch seitdem haben sich zahllose Experten besorgt geäußert. Neil Ferguson vom Imperial College, der auch als „Professor Lockdown“ bekannt ist, sagte, die Omikron-Fallzahlen verdoppelten sich alle drei Tage, wenn nicht gar alle zwei Tage. Die Fallzahlen liegen bislang allerdings sehr niedrig. Bisher wurden 568 Infektionen identifiziert. Die Krankenhauseinlieferungen stagnieren seit einem Monat. Lediglich 5% der Betten sind mit Covid-19-Patienten belegt.

Am Dienstag hatte es im regulären Kabinett Streit über die Einführung von Impfpässen gegeben. Ein Bericht der schottischen Regierung hatte im vergangenen Monat keine Belege dafür geliefert, dass Impfnachweise zur Eindämmung der Pandemie beigetragen haben. Viele europäische Länder, die darauf setzen, weisen eine mit Großbritannien vergleichbare oder höhere Zahl von Neuinfektionen auf.

Unterdessen trat Johnsons Klimasprecherin Allegra Stratton zurück. Ein Video aus dem vergangenen Jahr war aufgetaucht, indem sie mit Kollegen scherzhaft probte, wie man auf Medienanfragen zur Party in der Downing Street reagieren solle.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.