Brexit kommt Briten bereits heute teuer zu stehen

Ökonom errechnet milliardenschwere Einbußen

Brexit kommt Briten bereits heute teuer zu stehen

fed Frankfurt – Noch ist das Vereinigte Königreich nicht aus der EU ausgetreten. Aber allein die Aussicht darauf kostet Großbritannien nach Berechnungen des Frankfurter Wirtschaftsprofessors Benjamin Born einen erheblichen Teil seiner Wirtschaftsleistung. Born hat die wirtschaftliche Entwicklung Großbritanniens seit den 1990er Jahren im Vergleich zu anderen Staaten nachvollzogen und eine Quasi-Doppelgänger-Volkswirtschaft modelliert – mit dem Ergebnis, dass das Vereinigte Königreich im simulativen Vergleich mit diesem Doppelgänger zwischen Sommer 2016 und 2018 rund 35 Mrd. Pfund an Wirtschaftskraft eingebüßt hat.Verteilt man die Summe gleichmäßig auf die zwei Jahre, in denen sie aufgelaufen ist, ergeben sich 350 Mill. Pfund pro Woche. Das entspreche, bemerkte Born auf einer Veranstaltung der Frankfurt School of Finance and Management, jener Summe, mit der Brexit-Befürworter wie Boris Johnson einst Werbung für den Austritt gemacht haben – mit dem Slogan: “Wir überweisen jede Woche 350 Mill. Pfund an die EU – lasst uns damit lieber die nationale Gesundheitspflege finanzieren.”Borns Kollege Christoph Schalast, der sich bei der gleichen Veranstaltung mit der rechtlichen und politischen Dimension des Brexit befasste, brachte die Idee einer Sonderwirtschaftszone Nordirland ins Gespräch. Eine solche Konstruktion könnte, sofern ihr die Briten zustimmen würden, unter Umständen den Weg aufzeigen, wie sich der derzeit verhärtete Streit um eine Auffanglösung (Backstop) zur Verhinderung einer harten Grenze zwischen Irland und Nordirland lösen lasse. Schalast verwies dabei auf Vorbilder in China und Russland. Der Wirtschaftsprofessor erinnerte daran, dass es nicht allein um Zollverkehrsthemen gehe, sondern beispielsweise auch um die Frage der Verlagerung von Unternehmenssitzen.Schalast stellte klar, dass – anders als oft dargestellt – Großbritannien das Austrittsdatum theoretisch ohne Zustimmung der EU verschieben könne. Denn da der EU-Gerichtshof den Weg für einen Exit vom Brexit geebnet habe, könnte London nicht daran gehindert werden, die Austrittserklärung vom März 2017 zurückzunehmen, um sofort aufs Neue den Austritt zu erklären. Damit hätte London zwei Jahre gewonnen.