"Brexit könnte total schiefgehen"

Mahnung des CEO von Luxembourg for Finance

"Brexit könnte total schiefgehen"

dm Luxemburg – Nicolas Mackel, Chief Executive Officer der Luxemburger Finanzplatzlobby Luxembourg for Finance, hat auf einer Konferenz der Deutschen Börse vor einem Brexit gewarnt, der “total schiefgehen” könne. Dass sich das britische Parlament für eine Neuverhandlung des Abkommens im Bereich der Regelung zur Grenze zwischen Nordirland und Irland ausgesprochen habe, betreffe ein politisch delikates Thema. Der Backstop sei praktisch das Herz des ausgehandelten Abkommens. Die Rückkehr von Theresa May nach Brüssel bedeute im Grunde nun eine Neueröffnung des Abkommens, aber es sei nicht klar, wo May hier landen wolle. Die Europäische Union habe zwar eine jahrzehntelange Geschichte und Erfahrung darin, dabei eine extreme Kreativität an den Tag zu legen, wenn es um schwammige Sprachregelungen zu schwierigen Themen gehe. Doch trete sie in den Austrittsverhandlungen sehr entschieden auf und habe klargestellt, dass auch bei einem Austritt bestimmte Regeln zu respektieren sind. Mackel warf den britischen Parteien vor, zu stark an Eigeninteressen zu denken. “Niemand weiß, wie dies ausgehen wird”, so der Finanzplatzvertreter. Sollte der Brexit ungeordnet ablaufen, dürfte auch das Pfund stark unter Druck geraten. “Viele Briten haben immer noch nicht ganz verstanden, was ein ,No Deal’-Brexit bedeuten würde.”Rund 55 Unternehmen haben sich inzwischen entschieden, wegen der Unsicherheit um den Brexit von Großbritannien nach Luxemburg umzusiedeln. Angesichts der Herausforderungen für den Finanzsektor – wie dem technologischen Wandel – könne sich der Brexit auf lange Sicht aber nur als “Fußnote” erweisen, erklärte der ausgebildete Europarechtler Mackel. In innovativen Bereichen wie Robo-Advisors, Zahlungsdienstleistungen oder anderen Bereichen spielten kontinentaleuropäische Unternehmen nur eine sehr geringe Rolle. “Wir brauchen mehr Zusammenarbeit zwischen etablierten und neuen Anbietern”, so Mackel.