Außenhandel

Brexit lastet schwer auf Export-Geschäft

Die Geschäfte deutscher Unternehmen auf der Insel laufen einer Umfrage zufolge trotz des in letzter Minute geschlossenen Handelsvertrags mies. Die generelle Erholung im Außenhandel ist aber intakt.

Brexit lastet schwer auf Export-Geschäft

rec Frankfurt

Die auf den letzten Drücker geschlossene Vereinbarung über die künftigen Handelsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien wird die deutschen Exporteure absehbar nicht vor dauerhaften Schäden im Geschäft mit dem Vereinigten Königreich bewahren. Nach dem Einbruch des Warenverkehrs im Zuge von Brexit-Wirren und Coronakrise deutet sich an, dass im Jahr eins nach dem endgültig vollzogenen Brexit schon eine Stagnation der Ausfuhren als Erfolg zu werten wäre. Das lassen erste Umfragen der Industrie- und Handelskammern nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase bei deutschen Firmen mit Geschäftsbeziehungen auf die Insel erahnen.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) gestern mitteilte, sind die Exporte in das Vereinigte Königreich im Gesamtjahr 2020 um 15,5% eingebrochen – so viel wie bei keinem anderen großen Handelspartner. Mit Ausfuhren im Umfang von noch 66,9 Mrd. Euro behauptet sich Großbritannien in der Liste der Hauptabnehmerländer nur knapp auf Platz 5 vor Polen mit 64,7 Mrd. Euro. Wichtigster Absatzmarkt bleiben die Vereinigten Staaten, trotz eines Rückgangs um 12,5% auf 103,8 Mrd. Euro. Auf Platz 2 hat China stark aufgeholt, weil dort die Erholung vom Corona-Absturz im Frühjahr besonders rasant vonstatten ging und de facto eine Verstetigung der Ausfuhren ermöglichte: Deutsche Unternehmen setzten 2020 in China Waren im Wert von 95,9 Mrd. Euro ab.

Außenhandelsexperten gehen davon aus, dass die Bedeutung Großbritanniens auf der Export- wie Importseite weiter zurückgehen wird – trotz eines vermeintlich geregelten Brexit. Mit dem Deal rund um Weihnachten haben Brüssel und London zwar sichergestellt, dass nicht schlagartig hohe Zölle und Mengenkontingente gelten. Dennoch sind nun umfangreiche Zollformalitäten zu beachten, was Hunderte Millionen Euro Extrakosten pro Jahr verursacht und für zunehmende Probleme bei Logistik und Transport sorgt.

Das Abkommen hat die Geschäftsaussichten der deutschen Exportwirtschaft jedenfalls nicht verbessert, eher ist das Gegenteil der Fall. 60% der 1200 befragten deutschen Unternehmen, die geschäftlich mit dem Vereinigten Königreich zu tun haben, bezeichnen ihre dortigen Geschäfte unter dem Eindruck der ersten Wochen im Post-Brexit-Zeitalter als schlecht. Das zeigt ein gestern vorab veröffentlichter Auszug aus der jährlichen Befragung „Going International“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). In den Jahren seit dem Brexit-Referendum schwankte dieser Wert zwischen 25 und 38%. Gegenwärtig bezeichnen 30% ihre Geschäftslage als befriedigend, 10% als gut. Die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate lassen kaum Besserung erwarten: 57% haben schlechte Erwartungen, nur 7% sind zuversichtlich. „Im Januar hat der Handel noch mal nachgelassen“, sagt Ulrich Hoppe, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer. Im Dezember, dem letzten Monat vor Ende der Brexit-Übergangsphase, exportierten deutsche Firmen 3,3% weniger auf die Insel als ein Jahr zuvor.

Der generelle Erholungstrend im Außenhandel blieb dagegen intakt: Die Ausfuhren in alle Welt lagen Destatis zufolge 2,7% über dem Vorjahresmonat und minimal höher als im November. Gegen die Erwartungen von Ökonomen legten die Exporte somit den achten Monat nacheinander zu (siehe Grafik).