Brexit-Verfechter bauen auf Freihandel

Volkswirt Minford: Wir brauchen die Kooperation Brüssels nicht

Brexit-Verfechter bauen auf Freihandel

hip London – Die Befürworter eines Austritts von Großbritannien aus der EU haben sich den weltweiten Freihandel auf die Fahnen geschrieben. Das Land müsse nach einem Brexit überhaupt kein Handelsabkommen mit der EU abschließen, sagt Patrick Minford, Co-Chairman von Economists for Brexit, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Wir brauchen die Kooperation Brüssels nicht, wenn wir reinen Freihandel betreiben wollen.” Der ehemalige Wirtschaftsweise hat einst mit seinem Forschungsteam an der Universität Liverpool das sogenannte Liverpool-Modell entwickelt, das erste funktionierende, auf rationalen Erwartungen beruhende Modell einer Volkswirtschaft. “Uns ist wirklich egal, ob die EU diesen oder jenen Zoll erhebt”, sagt Minford. “Wir handeln ohnehin zum Weltmarktpreis. Diese Zölle sorgen am Ende nur dafür, dass es für die Verbraucher innerhalb der EU teurer wird. Das ist deren Problem. Wir betreiben einfach globalen Freihandel zu Weltmarktpreisen. Das ist besser, als Teil einer protektionistischen Zollunion zu sein.”Indirekt bestätigt wurde das vom Chef der Welthandelsorganisation WTO. Es wäre möglich, sämtliche Handelsbarrieren für WTO-Mitglieder aufzuheben und Großbritannien in eine Volkswirtschaft wie Singapur zu verwandeln, sagte der brasilianische Karrierediplomat Roberto Azevedo der “Financial Times”. Dazu müssten aber die Schutzmaßnahmen aufgehoben werden, die bestimmte politisch sensible Branchen in der EU genießen. “Das ist möglich. Es ist aber auch sehr unwahrscheinlich.”Die britische Regierung verabschiedete sich unterdessen mit einem Knall in die Purdah, wie der Zeitraum vor einer Wahl oder Abstimmung genannt wird, in dem keine Aktivitäten mehr geduldet werden, die einer Seite Vorteile verschaffen könnten. Ein Brexit könne den Besitz der über 65-Jährigen um 170 Mrd. bis 300 Mrd. Pfund schmälern, heißt es in einer Analyse des Schatzamts, das mit Verwerfungen an den Finanzmärkten und steigender Inflation argumentiert. Auch die gesetzliche Rente würde gemindert.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 5