Britische Denkfabrik: EU bringt keinen Vorteil

Handel mit Mitgliedern auf dem Niveau von 1973

Britische Denkfabrik: EU bringt keinen Vorteil

hip London – Großbritannien hat einer aktuellen Studie zufolge im Außenhandel keinen Vorteil durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union genossen. Wie aus einer Untersuchung der unabhängigen Denkfabrik Civitas hervorgeht, bewegt sich der Austausch von Waren und Dienstleistungen mit EU-Mitgliedsländern im Vergleich zu anderen führenden Volkswirtschaften auf dem Niveau von 1973. In diesem Jahr traten die Briten nach einem äußerst knappen Referendum der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) bei. Die Ausfuhren in Nicht-EU-Länder wie Island, Norwegen und die Schweiz seien dagegen seitdem enorm gestiegen. Das wecke den Verdacht, dass sowohl die mit einem Austritt verbundenen Nachteile als auch die Vorteile der Mitgliedschaft lediglich in der Vorstellung existierten, heißt es in der Studie “Where’s the Insider Advantage?” des Soziologen Michael Burrage, der lange Jahre an der London School of Economics unterrichtete. Die britische Regierung erklärt sich dieses Phänomen mit dem starken Wachstum in Märkten außerhalb der Staatengemeinschaft. Gerry Grimstone, Chairman der Finanzlobby TheCityUK, betonte jüngst erneut, dass die EU-Mitgliedschaft von zentraler Bedeutung für das wirtschaftliche Wohlergehen des Landes sei.Würden die Daten zum Außenhandel nicht richtig eingeordnet, handele es sich bei Bekundungen des Wirtschaftsministeriums, die Mitgliedschaft sei eine große Errungenschaft, ein Privileg oder im “vitalen nationalen Interesse” um nichts weiter als “leere Rhetorik”, sagt Burrage. Der Think Tank, der sich in der Unterzeile “Institut zur Erforschung der Zivilgesellschaft” nennt und als liberal verortet, gilt als rechts der Mitte angesiedelt.Burrage fand auch keine Hinweise darauf, dass die Union aufgrund ihrer Größe mehr Freihandelsabkommen (FTA) aushandeln kann. Die Schweiz habe selbstständig 26 FTAs abgeschlossen, eine Übereinkunft mehr als Brüssel 2012 vorweisen konnte. Auch die Qualität der von der EU erreichten Abkommen sei nicht besser. Lediglich sieben enthielten auch Dienstleistungen – im Vergleich zu 20 der Schweizer FTAs. Zudem hätten sich die Eidgenossen darauf verstanden, mit Hilfe der Abkommen ihre Exporte weit mehr zu steigern als Brüssel.Der Bericht ist Wasser auf die Mühlen der Europagegner. In einer Meinungsumfrage der “Sunday Times” zu den Wahlabsichten der Briten bei der Europawahl in diesem Monat führte die für einen EU-Austritt werbende UK Independence Party mit 29 % vor Labour (28 %), Konservativen (22 %), Grünen (8 %) und Liberaldemokraten (7 %). Eine Umfrage der “Sun on Sunday” ergab sogar einen Vorsprung der EU-Gegner von drei Prozentpunkten.