Arbeitsmarkt

Britische Löhne steigen ungebremst weiter

Das Lohnwachstum in Großbritannien hat in den drei Monaten per Ende Mai zwar nicht weiter Fahrt aufgenommen. Aber es lag um zwei Zehntelpunkte über dem Schnitt der Schätzungen von Volkswirten, die einen Rückgang erwartet hatten. Die in den jüngsten Arbeitsmarktdaten enthaltenen Anzeichen für ein Nachlassen des Arbeitskräftemangels rückten dagegen in den Hintergrund.

Britische Löhne steigen ungebremst weiter

Britische Löhne steigen ungebremst weiter

Erste Anzeichen für nachlassenden Arbeitskräftemangel – Anteil der wirtschaftlich Inaktiven schrumpft

hip London

Die Lohnentwicklung in Großbritannien hat erneut die Erwartungen übertroffen. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stiegen die regulären Löhne in den drei Monaten per Ende Mai um 7,3%. Im Vergleich zum vorangegangenen Monat stagnierte das Lohnwachstum. Volkswirte hatten im Schnitt zwei Zehntelpunkte weniger angesetzt. In der Privatwirtschaft schossen die Löhne um 7,7% nach oben – der bislang höchste Wert außerhalb der Zeit der Pandemie. Im öffentlichen Sektor wurden wie schon in der vorangegangenen Periode 5,8% mehr verdient. Ein solches Wachstum hatte es zuletzt 2001 gegeben. Der Abstand zwischen Teuerungsrate und Lohnwachstum verringerte sich. Doch verdienten britische Arbeitnehmer real im Schnitt 0,8% weniger. Berücksichtigt man Sonderzahlungen, waren es real 1,2% weniger.

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Daneben ließen sich in den Daten erste Anzeichen für ein Nachlassen des allgemeinen Arbeitskräftemangels finden. Die Arbeitslosenquote stieg unerwartet auf 4,0%. Am Markt hatte man im Schnitt 3,8% angesetzt. Der Anteil der wirtschaftlich inaktiven Erwerbsfähigen ging im Vergleich zum vorangegangenen Dreimonatszeitraum um 0,4 Prozentpunkte zurück. “Ruheständler und pflegende Familienangehörige kehrten an den Arbeitsmarkt zurück, weil steigende Preise es schwerer machen, über die Runden zu kommen”, sagte Sarah Coles, Head of Personal Finance bei Hargreaves Lansdown. Vielen Menschen sei klar geworden, dass sie von ihren Ersparnissen oder staatlichen Transferleistungen nicht leben können. Für die Altersgruppe von 25 bis 49 Jahren liegt der Anteil der Inaktiven nun unter dem vor der Pandemie erreichten Niveau. Die Zahl der Stellenausschreibungen ging erneut zurück, lag aber immer noch über einer Million.

Die Bank of England dürfte sich durch die Daten ermutigt fühlen, den Leitzins bei der Sitzung des geldpolitischen Komitees am 2. August um weitere 50 Basispunkte zu erhöhen, schrieb Simon Wells, Europa-Chefvolkswirt von HSBC. “Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wird den Job zu Ende bringen, unser Mandat erfüllen, die Inflation wieder auf den Zielwert von 2% zurückzuführen, und ein stabiles Preisumfeld liefern, in dem die britische Wirtschaft gedeihen kann”, sagte Notenbankchef Andrew Bailey. Der IWF stellte der Bank of England beim Abschluss der jüngsten Artikel-4-Konsultationen ein gutes Zeugnis aus. Sollte sich der Inflationsdruck weiter hartnäckig zeigen, müsse der Leitzins möglicherweise weiter erhöht werden und länger hoch bleiben, um die Teuerungsrate dauerhaft zu senken und die Inflationserwartungen im Griff zu behalten, hieß es in der Abschlusserklärung.

Die jüngsten Barclaycard-Daten zeigen, dass Verbraucher weiter gern zur Kreditkarte greifen. Im Juni stiegen die Ausgaben im Vorjahresvergleich um 5,4%. Im Mai hatte das Wachstum bei 3,6% gelegen.

Wertberichtigt Seite 2
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