Britische Produktion geht im August zurück

Erdöl- und Gasförderung sowie Bergbau belasten - BoA Merrill Lynch erwartet weitere Zinssenkung

Britische Produktion geht im August zurück

hip London – Britische Firmen haben ihre Produktion im August gedrosselt. Dabei hatten die Einkaufsmanagerindizes für August und September angedeutet, dass die Wirtschaft nach dem ersten Schock über das Ergebnis des EU-Referendums wieder in Schwung kommt. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, schrumpfte die Industrieproduktion um 0,4 %. Volkswirte hatten dagegen ein Wachstum von 0,1 % auf der Rechnung. Besonders schwach zeigten sich die Öl- und Gasförderung sowie der Bergbau. Das verarbeitende Gewerbe produzierte zwar etwas mehr (+ 0,2 %), konnte damit aber den Absturz im Juli nicht ausgleichen. Die Volkswirte von Barclays gehen davon aus, dass sich die von den Stimmungsindikatoren ermittelte gute Laune im verarbeitenden Gewerbe früher oder später auch in der Produktion niederschlagen wird. “Man sollte das Aufwärtspotenzial aber nicht unterschätzen, zumal Unternehmen angesichts der hohen Unsicherheit Vorsicht zeigen”, schrieben Fabrice Montagne und Andrzej Szczepaniak in einer ersten Einschätzung. Die weitere Abwertung des Pfund könne die Exporte des verarbeitenden Gewerbes kurzfristig ankurbeln, spiegele aber auch die Schwierigkeiten wider, denen sich britische Firmen künftig ausgesetzt sehen dürften. Das Pfund hat handelsgewichtet den tiefsten Stand seit März 2009 erreicht.Unterdessen streiten sich Ökonomen, ob die Bank of England bei der Vorlage des Inflationsberichts am 3. November einen weiteren Zinsschritt wagen wird. Manche gehen davon aus, dass die Zentralbank vor dem Autumn Statement von Schatzkanzler Philip Hammond am 23. November den Ball flach halten wird, zumal die jüngsten Konjunkturdaten gemischt ausgefallen sind.Robert Wood von BoA Merrill Lynch hat zwar seine Wachstumsprognose für das gerade abgelaufene Quartal von 0,2 % auf 0,4 % erhöht, hält es aber für falsch zu glauben, dass das Schlimmste damit ausgestanden oder die britische Wirtschaft “stark” sei. Er geht davon aus, dass sich die Abwertung des Pfund im kommenden Jahr in einem schwächeren privaten Konsum niederschlagen wird. Zuletzt hatte sich das Verbrauchervertrauen wieder auf den Stand der beiden Monate vor dem Brexit-Votum erholt.Für November erwartet Wood eine Zinssenkung um 15 Basispunkte. “Wenn sich die Zinsen an der Nulllinie bewegen, ist es angemessen, wenn sich die Zentralbank dadurch absichert, dass sie ,zu viel` macht”, schreibt Wood. Er erwartet nicht, dass Hammond umfassende Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur bekannt geben wird. Vermutlich werde die Bank of England den Geldhahn schon im Februar in Form von zusätzlichem Quantitative Easing aufdrehen müssen.