Britische Teuerung zieht wieder an

Preissteigerung um 2,5 Prozent bleibt hinter der Prognose der Bank of England

Britische Teuerung zieht wieder an

bet London – Die Preise in Großbritannien sind erstmals in diesem Jahr schneller gestiegen. Der Konsumentenpreisindex lag im Juli 2,5 % höher als im Vorjahresmonat, wie das nationale Statistikbüro am Mittwoch mitteilte. Im November 2017 hatte die Inflation mit 3,1 % den höchsten Wert seit 2012 erreicht, war dann zurückgefallen und von April bis Juni bei 2,4 % verharrt. Verantwortlich für den kleinen Anstieg sind hauptsächlich gekletterte Transportkosten aufgrund des höheren Erdölpreises und auch höhere Preise für Computerspiele, eine notorisch volatile Preiskategorie.Der Anstieg fiel im Rahmen der Markterwartungen aus, blieb allerdings hinter der Prognose der Bank of England (BoE) zurück. Sie hatte für den Juli eine Teuerung von 2,6 % vorausgesagt und muss nun wachsende Skepsis über ihren geldpolitischen Kurs hinnehmen: Mit dem Hinweis auf gestiegene Inflationsrisiken hatte die BoE Anfang August den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,75 % und damit das höchste Niveau seit 2009 angehoben. Es war erst die zweite Zinserhöhung seit der Finanzkrise. Die Währungshüter stützten sich auf die Annahme, dass externe Preisfaktoren an Einfluss verlieren und inländische Gründe für Preisanhebungen sich stärker bemerkbar machen werden.Diese Theorie findet in den Juli-Daten noch keinen starken Rückhalt. Die Kerninflation, die schwankende Komponenten wie die Energiepreise, die für die höheren Transportkosten verantwortlich waren, ausklammert, verharrte bei 1,9 % zum Vorjahresmonat. Das Wirtschaftsforschungsinstitut NIESR kommentierte, ein weiterer Ausschluss von volatilen Faktoren aus der Kerninflation zeige sogar einen Rückgang der Teuerung im Juli. Es findet sich allerdings auch Unterstützung für die Erwartung der BoE, dass der Anstieg der Konsumentenpreise im Durchschnitt über das dritte Quartal hinweg bei 2,5 % liegen wird. Die Juli-Daten zeigen einen Aufwärtstrend der Produzentenpreise. Ferner erlebt das britische Pfund derzeit zum Dollar die längste Verlustperiode seit 2008.Die Furcht vor einem harten Brexit lastet auf dem Sterling. Ein Pfund kostete am Mittwoch rund 1,27 Dollar, der niedrigste Wert seit Juni 2017, und war Anfang August auf bis zu 1,11 Euro gefallen, so wenig wie zuletzt im Oktober 2017. Die jüngste Korrektur werde kurzfristig für Preisauftrieb sorgen, schreibt das Forschungsinstitut Capital Economics. Das Risiko, dass Großbritannien im März 2019 die EU ohne neues Handelsabkommen verlässt, wird seit einigen Wochen am Finanzmarkt intensiver diskutiert. Manche Analysten glauben, die Zinserhöhung sei auch prophylaktisch erfolgt, um BoE-Gouverneur Mark Carney für den Ernstfall Spielraum für eine Senkung zu geben. Weitere Zinserhöhungen hat Carney für das laufende Jahr weitgehend ausgeschlossen.