Britische Wachstumsdaten verwirren

Gold sorgt für Handelsüberschuss - Regierung bereitet Einfuhrkontrollen vor

Britische Wachstumsdaten verwirren

hip London – Die britische Wirtschaft hat im Schlussquartal 2019 stagniert. Das war zwar von Volkswirten im Schnitt so erwartet worden, die Daten sind aber weniger eindeutig, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Im Dezember lag das Wachstum dem Statistikamt ONS zufolge bei 0,3 %. Ökonomen hatten für den Monat, der den britischen Konservativen einen Erdrutschsieg bei den Unterhauswahlen brachte, lediglich 0,2 % auf der Rechnung. Im Vorjahresvergleich belief sich das Wachstum im vierten Quartal auf 1,1 %. Auf dieser Basis hatten Bankvolkswirte nur 0,8 % angesetzt.Das Statistikamt nahm eine Reihe von Revisionen und Ermessensentscheidungen vor, die für zusätzliche Verwirrung sorgten. Es revidierte das Wachstum im zweiten und dritten Quartal um jeweils einen Zehntelpunkt nach oben. Damit belief sich das Wachstum im Gesamtjahr auf 1,4 % (i. V. 1,3 %). Für Dezember zeigte Großbritannien einen Handelsüberschuss. Das Handelsdefizit im Schlussquartal war so klein wie zuletzt 1998. Zu den starken Außenhandelsdaten habe der Handel mit Edelmetallen, insbesondere Gold, einen wesentlichen Beitrag geleistet, konstatierten die Statistiker. Sie wollen fortan eine separate Statistik führen, in der sie den volatilen Beitrag des Edelmetallhandels herausrechnen. “Das Leben ist eine Achterbahn”, überschrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins ihre erste Einschätzung der Daten. Ihre Barclays-Kollegen verwiesen darauf, dass das ONS Anzeichen für einen Anstieg der Lagerbestände der Unternehmen gefunden habe. Dabei hätten sie auf Grundlage der Erfahrungen aus dem ersten Halbjahr 2019 abgebaut werden müssen. Man solle keine allzu starken Schlussfolgerungen ziehen, auch wenn die Stagnation im Schlussquartal den Erwartungen entsprochen habe.Unterdessen wies die Regierung Unternehmen an, sich zum 1.1.2021 auf Einfuhrkontrollen für Importe aus der EU einzustellen. Man werde sie nicht einfach durchwinken, wie für den Fall eines harten Brexit vorgesehen, berichtete die BBC. Zudem werde es keine Gnadenfrist für die damit verbundenen Dokumentationspflichten geben. “Großbritannien wird außerhalb des gemeinsamen Markts und der Zollunion sein, also werden wir für die Zollabfertigung und die regulatorischen Überprüfungen bereit sein müssen, die unvermeidlicherweise folgen”, sagte Michael Gove, der im Kabinett für die Brexit-Vorbereitungen verantwortlich zeichnet. Der Handel über die Irische See soll dabei locker gehandhabt werden, sagte Gove. Die Stena Line bereitet sich gleichwohl schon auf Kontrollen im Verkehr nach Nordirland vor.