Britische Wirtschaft fängt sich im April
Britische Wirtschaft fängt sich im April
Bruttoinlandsprodukt steigt auf vor der Pandemie erreichtes Niveau
hip London
Die britische Wirtschaft hat sich nach einem Durchhänger im März im April wieder gefangen. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 0,2%. Im März war es um 0,3% geschrumpft. Es hat damit wieder den vor der Pandemie gemessenen Stand erreicht. Die Erholung wurde von der in Großbritannien dominanten Dienstleistungsbranche getragen. Das verarbeitende Gewerbe und die Baubranche, die im März Wachstum zeigten, trugen dagegen weniger zur Wirtschaftsleistung bei als im Vormonat. Aus Sicht von Daniel Mahoney, dem für Großbritannien zuständigen Volkswirt von Handelsbanken, deuten die Daten daraufhin, dass sich die Stagnation der britischen Wirtschaft fortsetzt. Auf Quartalsebene bewege sich das Bruttoinlandsprodukt immer noch unter Prä-Covid-Niveau.
Optimistischere Einschätzungen
In den vergangenen Wochen sind die am Markt kursierenden Einschätzungen der kurzfristigen Wachstumsaussichten des Landes optimistischer geworden. „Inflations- und Lohnentwicklungsdaten, die konsistent über den Erwartungen hereinkommen, deuten aber darauf hin, dass die Bank of England das Wachstum auf kurze Sicht unterdrücken muss, um die Preisentwicklung mittelfristig unter Kontrolle zu bekommen“, schreibt Mahoney. Derzeit werden am Markt weitere Zinserhöhungen im Volumen von insgesamt 125 Basispunkten eingepreist. Am kommenden Donnerstag (22. Juni) wird das geldpolitische Komitee der Bank of England den Leitzins voraussichtlich um weitere 25 Basispunkte nach oben nehmen. Zwar könnten die privaten Haushalte im dritten Quartal von niedrigeren Energiepreisen profitieren, was die verfügbaren Einkommen um 0,8 Prozentpunkte aufpolstern dürfte, argumentiert Mahoney. Das sei aber vielleicht nicht genug, um die Auswirkungen einer weiteren geldpolitischen Straffung auszugleichen.
Die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins setzte die Daten in Bezug zu den Arbeitsmarktdaten: In den drei Monaten per Ende April seien 250.000 neue Stellen geschaffen und insgesamt 1,5% mehr Arbeitsstunden geleistet worden. Dem stehe ein Wirtschaftswachstum von 0,1% gegenüber. Das rasante Lohnwachstum sei „offenkundig nicht produktivitätsgetrieben.“ Das seien „mehr schlechte Neuigkeiten für die Lohnstückkosten und damit für die Inflationsaussichten“.
Die Importe verringerten sich auf Dreimonatsbasis per Ende April um 7,2% zum vorangegangenen Dreimonatszeitraum. Die Exporte schrumpften um 6,0%. Damit hat sich die Situation netto verbessert: Das Handelsbilanzdefizit war zuletzt vor einem halben Jahr so niedrig.