Britische Wirtschaftserholung verlangsamt sich
hip London – Die britische Wirtschaft hat sich in den Sommermonaten kräftig erholt. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, wuchs das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 15,5 %. Ökonomen hatten im Schnitt sogar noch mit 3 Zehntelpunkten mehr gerechnet. Es lag aber immer noch um 8,2 % unter dem vor Ausbruch der Pandemie im Februar erreichten Niveau. Angesichts schwacher Unternehmensinvestitionen gehen die Volkswirte von Barclays nicht davon aus, dass sich diese Lücke schnell wieder schließen wird. Der private Konsum war in den Monaten von Juli bis September wesentlicher Wachstumstreiber. “Die ONS-Daten zeigen, dass sich die Erholung von der ersten Phase der Pandemie zum Ende des dritten Quartals bereits verlangsamt hat”, konstatierte Kemar Whyte, Senior Economist beim Nationalen Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung (NIESR). Im September war das Wachstum bereits auf 1,1 % zurückgegangen. Die NIESR-Volkswirte gehen davon aus, dass im Oktober nur noch 0,3 % erreicht wurden. Für den laufenden Monat rechnen sie aufgrund des erneuten Lockdown mit einem Einbruch von 12 %. Sollten die landesweiten Ausgangsbeschränkungen Anfang Dezember tatsächlich wieder aufgehoben werden, haben sie ein dem Oktober vergleichbares Aktivitätsniveau angesetzt. Das entspräche einer Schrumpfung um 2,2 % im Schlussquartal. Die britische Wirtschaft ginge um 11,3 % kleiner aus dem Jahr.Das Labour-regierte Croydon im Londoner Süden erklärte sich unterdessen als erste Gebietskörperschaft seit Beginn der Pandemie für zahlungsunfähig. Damit gilt ein sofortiger Einstellungsstopp. Geld darf nur noch für gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitswesen und die Müllabfuhr ausgegeben werden. Dem Bezirk Hackney (Labour) ging im Jahr 2000 das Geld aus, in Liverpool (Labour) war es 1985 der Fall.Die linksliberale Resolution Foundation stellte einen gemeinsam mit der Standard Life Foundation ausgearbeiteten Plan zur Gesundung der öffentlichen Finanzen in den Jahren nach Covid-19 vor. Er sieht Steuererhöhungen und neue Abgaben im Umfang von 40 Mrd. Pfund vor, von denen lediglich Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von weniger als 19 500 Pfund profitieren würden. – Wertberichtigt Seite 8