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Britischer US-Botschafter Kim Darroch kapituliert

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 11.7.2019 Kein Land würde je seinen Botschafter auf Wunsch eines anderen Landes austauschen. Kein Land? Nun ja, Großbritannien ist ein zutiefst gespaltenes Land. Kim Darroch (65) hat seinen Posten als...

Britischer US-Botschafter Kim Darroch kapituliert

Von Andreas Hippin, LondonKein Land würde je seinen Botschafter auf Wunsch eines anderen Landes austauschen. Kein Land? Nun ja, Großbritannien ist ein zutiefst gespaltenes Land. Kim Darroch (65) hat seinen Posten als britischer Botschafter in den Vereinigten Staaten freiwillig geräumt, nachdem vertrauliche Depeschen veröffentlicht wurden und den Zorn des US-Präsidenten weckten. Darrochs Amtszeit wäre ohnehin Ende des Jahres abgelaufen. Dass er nun einfach geht, kommt einer Kapitulation gleich. Donald Trump hatte ihn nicht nur per Twitter als “aufgeblasenen Trottel” beschimpft, sondern auch angekündigt, dass seine Regierung nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten werde. “Die derzeitige Situation macht es mir unmöglich, meine Rolle so auszuüben, wie ich das gerne tun würde”, heißt es in seinem Rücktrittsschreiben. “Unter diesen Umständen ist der verantwortungsbewusste Weg, die Ernennung eines neuen Botschafters zuzulassen.”Außenminister Jeremy Hunt war der einzige der beiden Kandidaten für die Nachfolge von Premierministerin Theresa May, der in einer vom Fernsehsender ITV ausgerichteten Debatte auf dem Prinzip bestand, dass Großbritannien entscheidet, wen es als Botschafter nach Washington entsendet. Sein Amtsvorgänger Boris Johnson wollte Tony Blairs ehemaligem Europaberater dagegen nicht in aller Öffentlichkeit den Rücken stärken. Sein Schweigen dürfte dafür gesorgt haben, dass Darroch seinen Rücktritt einreichte. Schließlich gilt Johnsons Sieg als ausgemachte Sache.Alan Duncan, ein konservativer Staatsekretär im Außenministerium, warf ihm vor, Darroch “unter den Bus geworfen” zu haben, um seine persönlichen Interessen voranzubringen. Er hoffe, dass die Verantwortlichen für Darrochs Rücktritt in den Spiegel sähen und sich genau überlegten, welchen Schaden sie für ihr Land angerichtet haben, sagte der für den Außenhandel zuständige Staatssekretär Liam Fox. Man darf jedoch bezweifeln, dass die Affäre Johnson Kampagne für den Parteivorsitz zum Entgleisen bringt.Zyniker nahmen das Debakel mit Humor: Nun sei ja noch eine Stelle in Washington frei, auf die sich der ehemalige Schatzkanzler George Osborne bewerben könne, hieß es in Westminster. Osborne wird Interesse an der Nachfolge von Christine Lagarde an der Spitze des Internationalen Währungsfonds nachgesagt.