Bund fördert E-Autos mit 1 Mrd. Euro

Kaufprämie bis zu 4 000 Euro je Fahrzeug - Industrie muss sich mit der Hälfte beteiligen

Bund fördert E-Autos mit 1 Mrd. Euro

Nach langen Diskussionen haben sich Bundesregierung und die heimische Autoindustrie darauf geeinigt, den bislang schleppenden Absatz von Elektrofahrzeugen mit einer Kaufprämie von bis zu 4 000 Euro je Auto zu beflügeln.ge Berlin – Um mehr Elektroautos auf deutsche Straße zu bringen, will die Bundesregierung den Absatz mit 1 Mrd. Euro fördern. Käufer von rein batteriegetriebenen E-Autos sollen mit einer Prämie von 4 000 Euro gelockt werden. Für Plug-in-Hybride mit eingebautem Verbrennungsmotor für längere Strecken gibt es 3 000 Euro, jeweils hälftig finanziert von Regierung und Industrie. Dies vereinbarte die Koalition zusammen mit der Autoindustrie in einem mehrstündigen Spitzengespräch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Nacht zum Mittwoch.Gelten soll der Kaufanreiz ab Mitte Mai, wenn das Kabinett einen entsprechenden Beschluss gefällt hat. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hofft, damit möglichst schnell rund 500 000 E-Autos – verglichen mit heute knapp 50 000 – zugelassen zu bekommen. Ob die Regierung mit der Förderung der vergleichsweise teuren E-Autos das angepeilte Ziel von einer Million E-Autos bis zum Jahr 2020 erreichen kann, bleibt für den Vizekanzler offen – “das werden wir dann sehen”.Der Bund stellt wie die Industrie für die Kaufprämie 600 Mill. Euro zur Verfügung. Damit ist die Fördersumme auf 1,2 Mrd. Euro begrenzt. Ähnlich wie bei der Abwrackprämie 2009 gilt das Windhundverfahren. “Wer zuerst kommt, bekommt die Förderung”, lockte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Die Laufzeit endet spätestens Ende 2019, die Mittel würden aber hoffentlich lange vorher aufgebraucht sein, sagte der Minister, der sich lange gegen diese Prämie gewehrt hatte. Zumindest die bei dem Kanzlergespräch anwesenden Autobauer Daimler, BMW und VW hätten zugesagt, sich an der Prämie zu beteiligen.Neben dieser Kaufprämie stellt der Bund bis 2020 weitere 300 Mill. Euro zur Verbesserung der Strom-Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Damit sollen rund 15 000 neue Ladestellen errichtet werden, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Schnellladestellen sollten etwa an Supermärkten oder Sportplätzen entstehen. Außerdem will der Bund schon ab diesem Jahr 20 % seiner Neuwagen als Elektroautos ordern. Autoindustrie stärkenGabriel betonte, bei der Förderung gehe es nicht um Subventionen für die Autokonzerne, von denen etliche Milliardengewinne schreiben. Vielmehr wolle die Regierung die Autoindustrie in Zeiten stärken, in denen es weltweit um die Neuerfindung der individuellen Mobilität gehe. Ziel sei, E-Autos hierzulande zum Markdurchbruch zu verhelfen, was mit darüber entscheide, ob die deutsche Autoindustrie ihre weltweit führende Position werde halten können. Zudem sei mit der Industrie vereinbart worden, dass diese mehr Gelder für die Erforschung künftiger Batterien der dritten und vierten Generation aufwende und die Fertigung dieser künftigen Technik wieder nach Deutschland zurückhole.Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) sind mit dem Elektroauto-Gipfel die richtigen Weichen für einen Startimpuls gestellt worden. Zwar hätten die hiesigen Autobauer rund 30 E-Modelle im Angebot, womit sie zu den weltweiten Leitanbietern gehörten. Bei der Entwicklung zum Leitmarkt hinke Deutschland jedoch hinterher, sagte Branchenpräsident Matthias Wissmann – “Autokäufer, die sich wegen der unsicheren Rahmenbedingungen bisher nicht für ein E-Modell entschieden haben, können nun planen”. Kauft ein Kunde ein Elektroauto, kann er bis zu 2 000 Euro Zuschuss (bezogen auf den Listenpreis) vom Staat erhalten – wenn der Hersteller zuvor die gleiche Prämie zugesagt hat. Ausgenommen sind Autos, deren Basismodell mehr als 60 000 Euro kostet. Überlegt werde noch, ob Käufer künftig zusätzlich noch eine höhere Kfz-Steuer-Begünstigung erhalten könnten, fügte Schäuble an – das sei aber noch nicht sicher.Kritik kam von vielen Seiten, selbst vom Autozulieferer Bosch: “Eine Prämie kurbelt kurzfristig den Absatz an, ist aber nicht nachhaltig”, sagte Konzernchef Volkmar Denner. Der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt sprach von Mitnahme-Effekten. “Eigentlich ist die Automobilindustrie selbst in der Pflicht, den Kunden bessere Angebote zu machen.”—– Kommentar auf dieser Seite