Coronakrise

Bund prüft vorsichtige Öffnungsstrategie

Das Corona-Kabinett hat am Montag über Lockerungsschritte beraten. Die Sorge vor den Virus-Mutanten wächst. Regierungssprecher Seibert sagte, was man öffne, wolle man auch offenhalten.

Bund prüft vorsichtige Öffnungsstrategie

wf Berlin

Angesichts wieder steigender Inzidenzen bleibt die Bundesregierung vorsichtig bei weiteren Schritten zur Öffnung von Geschäften, Betrieben und Institutionen in der Corona-Pandemie. „Ziel der Bundesregierung ist, was wir aufmachen, das wollen wir auch aufhalten“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Am Vormittag hatte das Corona-Kabinett getagt. Ihr Augenmerk legt die Bundesregierung auf die Dynamik der sogenannten britischen und besonders ansteckenden Mutation B.1.1.7. Sie hat mittlerweile einen Anteil von 20 bis 25% an den Neuinfektionen und breitet sich schneller aus als das ursprüngliche Virus. Mit Blick darauf hatte die Bundesregierung am Montag eine „vernünftige Öffnungsstrategie“ für das nächste Bund-Länder-Treffen am 3. März beraten. Bund und Länder wollen sich in der nächsten Woche darüber verständigen, wie es nach dem 7. März weitergeht. Bis dahin sind die aktuellen Beschränkungen vorerst befristet.

Inzidenz steigt wieder

Weitere Schritte hängen davon ab, wie die nun erhöhte Zahl von Kontakten sich auf das Infektionsgeschehen auswirkt, machte Seibert deutlich. Merkel schlug im CDU-Präsidium vor, „Paketlösungen“ in verschiedenen Segmenten anzustreben, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters aus Teilnehmerkreisen. Man müsse jeweils entscheiden, wo man was öffnen wolle. Dies betreffe den Bereich der persönlichen Kontaktbeschränkungen, dann Regelungen für Schulen und Berufsschulen sowie drittens die Bereiche Sportgruppen, Restaurants und Kultur. Dem Robert-Koch-Institut meldeten die Gesundheitsämter am Montag 4369 Neuinfektionen – rund 60 Fälle weniger als eine Woche zuvor. 62 Menschen starben. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Infektionen je 100000 Einwohner steigt aber wieder – auf 61,0 von zuletzt 60. Bei einem Wert von nicht mehr als 50 können Gesundheitsämter wieder Infektionsketten verfolgen und unterbrechen. Bei einem dauerhaften Wert von unter 35 hatten Bund und Länder weitere Schritte zur Öffnung aus dem Lockdown in Aussicht gestellt. Seibert wies darauf hin, dass mit der teilweisen Öffnung von Schulen und Kitas eine erhebliche Zunahme an Kontakten und damit an Infektionsquellen einhergehe. Am 1. März sollen auch Friseure wieder Kunden empfangen dürfen. Zehn Bundesländer öffnen diese Woche die Grundschulen mit unterschiedlichen Hygienekonzepten und Wechselunterricht. Deutschlandweit gibt es acht Millionen Schüler und rund 700000 Lehrer.

Für Lehrer und Kita-Personal zeichnet sich eine schnellere Impfung ab. Ein Entwurf der Impfstoffverordnung des Bundesgesundheitsministeriums sieht laut Reuters vor, dass Grundschullehrer und Erzieher in die zweithöchste Prioritätengruppe beim Impfen gegen das Virus aufrücken. Sie sollen vor allem mit dem Stoff von AstraZeneca geimpft werden, der bislang mangels valider Daten für Hochbetagte nur bis zum Alter von 64 Jahren empfohlen wird. Für die Prioritätsgruppe1 der Hochbetagten taugt der Stoff nicht.