Bundesbank dämpft Spekulationen

Weidmann sieht weitere Kredithilfen der EZB kritisch - EZB-Direktor Coeuré warnt vor neuen Problemen

Bundesbank dämpft Spekulationen

Die Kreditvergabe im Euroraum schwächelt. Speziell Kleinunternehmen in den Krisenländern kommen kaum an Geld. Bundesbankchef Jens Weidmann sieht aber nicht die EZB in der Pflicht. Für die deutsche Wirtschaft ist er optimistisch und warnt davor, Inflationsängste zu schüren.ms Frankfurt – Bundesbankchef Jens Weidmann hat sich äußerst skeptisch zu Forderungen geäußert, die Europäische Zentralbank (EZB) solle mit unkonventionellen Maßnahmen gezielt die schleppende Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen im Euroraum ankurbeln. In dieser Frage sei “weniger die Notenbank gefordert als vielmehr die Förderbanken in den einzelnen Ländern”, sagte Weidmann gestern bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2012 der Bundesbank.Weidmann verwies zudem darauf, dass es viele verschiedene Gründe dafür gebe, warum speziell in den Krisenländern solche Unternehmen kaum oder nur zu sehr hohen Zinsen an Kredite kommen. Der nötige Abbau des Verschuldungsgrads in jenen Staaten habe etwa Auswirkungen auf das Kreditangebot. Zudem sei es klar, dass in einem Land, das in einer tiefen Rezession steckt, die Finanzierungskosten höher seien.Mit den Aussagen verpasst Weidmann Spekulationen einen erheblichen Dämpfer, die EZB könne den Unternehmen auf kurze Sicht zu Hilfe eilen. Viele Volkswirte und auch einige Politiker haben die EZB dazu aufgefordert, nachdem die Finanzierungskonditionen im Euroraum zuletzt wieder auseinander gedriftet sind. Sie fürchten um die Erholung.Nach der EZB-Ratssitzung in der vergangenen Woche hatte EZB-Präsident Mario Draghi erkennen lassen, dass die Notenbank die Kreditvergabe als eines der dringendsten Probleme ansieht und speziell auf Schwierigkeiten kleiner und mittlerer Unternehmen hingewiesen. Er sagte, die EZB denke immer darüber nach, wie sie helfen könne; aktuell sei aber nichts Besonders geplant.Das französische EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré warnte gestern in Madrid vor einem erneuten Auseinanderdriften der Finanzierungsmärkte im Euroraum und erwähnte explizit die Finanzierungskonditionen für kleine und mittelständische Unternehmen.Weidmann betonte dagegen, dass nach Einschätzung der Bundesbank nicht jeder Unterschied in den Finanzierungskosten politisches Handeln erfordere. Viele Gründe für die Probleme lägen zudem außerhalb des Einflussbereichs der EZB.Mit Blick auf die Euro-Krise würdigte Weidmann Fortschritte, etwa beim Abbau von Staatsdefiziten und Reformen, die die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Er mahnte aber an, dass der Eifer nicht nachlassen dürfe. Mit Sorge erwähnte er explizit Frankreich, Italien und Zypern. Die nötigen Anpassungen würden auf jeden Fall “noch Jahre” dauern.Die Finanz- und Schuldenkrise stelle auch für die Konjunktur in Deutschland das bedeutendste Risiko dar. Die Bundesbank geht aber bislang davon aus, dass die heimische Wirtschaft 2013 um 0,4 % zulegt. Sie befinde sich alles in allem in einem guten Zustand.Weidmann betonte, die Sorgen vieler Deutscher über künftig stark steigende Preise seien ernst zu nehmen. Es sei aber unangebracht, Inflationsängste zu schüren. “Kurzfristig haben wir im Euroraum eher abnehmende Inflationsrisiken”, sagte er. Die jüngsten Lohnabschlüsse in Deutschland sieht Weidmann entspannt. Derzeit sei nicht zu erkennen, dass die Inflationserwartungen durch die Abschlüsse anstiegen, sagte der Notenbanker.