Bundesbank erwartet nur mühsame Erholung
Bundesbank erwartet mühsame Erholung
2023 schrumpft die deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent – Inflation geht nur langsam zurück
ba Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr wegen der hartnäckig hohen Inflation etwas schrumpfen, bevor sie in den beiden darauffolgenden Jahren wieder zulegt. Sie erhole „sich im Projektionszeitraum nur mühsam von den Krisen der vergangenen drei Jahre“, heißt es in der am Freitag vorgelegten Halbjahresprognose der Bundesbank. Immerhin lasse die Inflation – vor allem wegen der wieder niedrigeren Energiekosten – nach. „Daher und dank kräftig steigender Löhne sowie eines robusten Arbeitsmarktes erholen sich nach und nach die realen Einkommen der privaten Haushalte und deren Konsumausgaben.“ Für Schwung soll auch der reale Staatskonsum sorgen – im laufenden Jahr wird er aber wegen der auslaufenden pandemiebezogenen Ausgaben erst noch stark zurückgehen. Vor allem in militärische Ausrüstungen dürfte der Staat kräftig investieren.
Die Ökonomen der Bundesbank warnen aber auch vor bremsenden Faktoren: So würden die infolge der strafferen Geldpolitik höheren Finanzierungskosten die privaten Investitionen dämpfen, insbesondere im Wohnungsbau. Die Baubranche kämpft bereits seit einiger Zeit mit zahlreichen Stornierungen, da auch die Materialkosten stark gestiegen sind. Zudem, so heißt es bei der Bundesbank weiter, kommt von dem stärkeren Euro und der hohen Lohndynamik Gegenwind für die Exporteure. Dank einer steigenden Auslandsnachfrage und der nachlassenden Lieferengpässe würden die Exporte aber trotzdem moderat zulegen.
Rezession wirkt nach
„Insgesamt fasst die Wirtschaft im laufenden Jahr nur langsam Tritt und wächst im weiteren Projektionszeitraum etwas kräftiger“, so die Erwartung der Bundesbank. Dass die Wirtschaft im Winterhalbjahr mit den beiden Minusquartalen von −0,5% und −0,3% in Folge in die technische Rezession gerutscht ist, wirkt nach: „Aufgrund des schwachen Einstiegs in das Jahr 2023 sinkt das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahresmittel kalenderbereinigt um 0,3%“, lautet die Prognose der Bundesbank. 2024 soll das BIP dann um 1,2% zulegen, im folgenden Jahr um 1,3%. Im Vergleich zur Dezember-Projektion ist die BIP-Rate für 2023 vor allem wegen der Entspannung an den Energiemärkten um 0,2 Prozentpunkte nach oben revidiert worden. Für 2024 und 2025 ist sie hingegen insbesondere wegen der höheren Zinsen und geringeren Wettbewerbsfähigkeit um 0,5 bzw. 0,1 Prozentpunkte niedriger. Erst zum Ende des Projektionszeitraums komme die Wirtschaftsleistung „wieder nahe an ihr Potenzial“. Die Zuwachsrate des Produktionspotenzials schätzt die Bundesbank auf 0,6% im laufenden Jahr, 0,4% im Jahr 2024 und 0,6% im Jahr 2025.
In Sachen Inflation geht es trotz der beispiellosen Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nur langsam voran. Wegen der Entspannung bei den Energiepreisen dürfte die am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate von 8,7% im Vorjahr auf 6,0% im laufenden Jahr sinken und in den beiden folgenden Jahren auf 3,1% und 2,7% zurückgehen. Die Kernrate, also ohne die volatilen Größen Energie und Nahrungsmittel, zeigt sich hingegen hartnäckig: Mit 5,2% dürfte sie ihre Spitze erst im laufenden Jahr erreichen und 2024 dann auf 3,1% fallen – und mit dem nachlassenden Preisdruck von den Arbeitskosten dann 2025 auf 2,8%.
Die gesamtstaatliche Defizitquote wird zunächst weiter fallen: 2023 etwas auf 2,4% und 2024 auf 1,2%. 2025 bleibt sie der Bundesbank-Projektion zufolge praktisch unverändert.