Bundesbank sorgt sich wegen China

Notenbank: Starke Konjunkturabkühlung hätte spürbare Folgen für Deutschland - "Erhöhte Störanfälligkeit"

Bundesbank sorgt sich wegen China

Weltweit richten sich die Blicke von Politikern, Notenbankern und Volkswirten aktuell gen China. Die Sorgen um eine “harte Landung” von Chinas Wirtschaft wachsen – auch in Deutschland.ms Frankfurt – Eine starke Konjunkturabkühlung in China würde nach Einschätzung der Bundesbank die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Eine “harte Landung” in China hätte “spürbare realwirtschaftliche Effekte auf Deutschland”, warnt die Notenbank in ihrem Monatsbericht Juli. Zugleich zeigt sie sich besorgt, dass Chinas Wirtschaft wegen “des massiven Anstiegs der inländischen Verschuldung” inzwischen “eine erhöhte Störanfälligkeit” aufweise. Risiken gingen vom Häusermarkt aus.Konkret haben die Bundesbank-Volkswirte ein Szenario durchgerechnet, bei dem sich die Inlandsnachfrage in China im Vergleich zur Basislinie im ersten Jahr um 6 % und im zweiten Jahr um 9 % verringert. Laut Modell würde das das deutsche Bruttoinlandsprodukt in den ersten beiden Jahren um 0,3 % dämpfen. Der tatsächliche Schaden wäre sogar noch größer, weil Faktoren wie ein Vertrauensverlust kaum einbezogen werden könnten, so die Volkswirte.Mit den Aussagen heizt die Bundesbank die Diskussion über den Zustand der chinesischen Wirtschaft und die globalen Implikationen an. Das Wachstum in der Volksrepublik schwächt sich bereits seit einigen Jahren ab. Bislang geschieht dies aber recht gemäßigt und die Regierung will die Wirtschaft auch auf ein nachhaltigeres Fundament stellen. In den vergangenen Wochen hatte aber der Börsencrash in China Sorgen ausgelöst, dass die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nun ins Trudeln geraten könnte.Nicht zuletzt in Deutschland wird das aufmerksam verfolgt. Die deutsche Wirtschaft hat enge Handelsbeziehungen zur Volksrepublik. Im vergangenen Jahr lieferte Deutschland Waren im Wert von 75 Mrd. Euro nach China – das entsprach 6,5 % der gesamten deutschen Warenexporte.In ihrer Analyse kommen die Bundesbankvolkswirte nun zu dem Schluss, dass für China – wie für andere Schwellenländer – gelte, dass das schwächere Wachstum in den vergangenen Jahren primär strukturelle Gründe habe. Für das schwächere Trendwachstum in China sei der nachlassende gesamtwirtschaftliche Produktivitätsfortschritt verantwortlich. Dahinter stecke etwa die geringere Migration von Arbeitern in die Städte, Fehl- und Überinvestitionen in einzelnen Sektoren wie der Stahl- und Zementbranche und auf dem Häusermarkt sowie nachlassende Direktinvestitionen aus dem Ausland.In den vergangenen Jahren, so die Volkswirte, sei die wirtschaftliche Expansion insgesamt noch recht stetig gewesen. Das Grundtempo könne sich aber mittelfristig “sogar nochmals verringern” – wegen der Alterung des Gesellschaft. Darüber hinaus zeichne sich nun eine erhöhte Störanfälligkeit ab. Vor allem im Bau- und Immobilienbereich seien die Kreditverbindlichkeiten deutlich gestiegen. Bei einer Flaute am Häusermarkt oder einem Schock in der Industrie drohten “umfangreiche Kreditausfälle”. Probleme im Finanzsektor würden dann auch die Realwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.Eine starke Konjunkturabkühlung würde laut Bundesbank in Ländern wie Japan und Südkorea die stärksten Spuren hinterlassen (siehe Grafik). Aber auch andere Länder wie Deutschland würden die Folgen spüren. Recht unbeschadet blieben die USA: zum einen, weil sie relativ wenig nach China ausführen, zum anderen, weil in der Folge durch niedrigere Importpreise die Inflation auch in den USA niedrig bleibe, so dass die Fed die Zinsen niedrig halten könne.Aufgrund der strukturellen Probleme in vielen Schwellenländern muss sich die Weltwirtschaft laut Bundesbank darauf einstellen, dass “die gesamtwirtschaftliche Gangart in der Gruppe der Schwellenländer vermutlich in den nächsten Jahren gedämpft” bleiben wird. Nach der Finanzkrise waren diese Länder teils die Wachstumslokomotiven. Die Volkswirte warnen sogar, dass alles noch schlimmer kommen könne – etwa, wenn es aufgrund der sich abzeichnenden Zinswende in den USA zur abrupten Umkehr von internationalen Kapitalströmen komme. Die Schwellenländer müssten dringend ihre Probleme angehen und neue Reformimpulse setzen. Der wirtschaftspolitische Reformkurs sei zuletzt “vernachlässigt worden”.