Monatsbericht

Bundesbank: Wachstum nimmt etwas Fahrt auf

Dienstleister und Verbraucher dürften das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal anschieben, erwartet die Bundesbank. Die Feststellungen zu Lohnwachstum und Inflation in der größten Euro-Volkswirtschaft sind keine guten Nachrichten für die EZB.

Bundesbank: Wachstum nimmt etwas Fahrt auf

„Wachstum nimmt etwas Fahrt auf“

Bundesbank: Impulse von Dienstleistern und privatem Konsum − Industrie vor Wendepunkt

ba Frankfurt

Die Aussichten für die deutsche Konjunktur hellen sich allmählich auf. Die Wirtschaftsleistung dürfte im zweiten Quartal erneut etwas zulegen, nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schon zum Jahresstart um 0,2% leicht gestiegen ist. Positive Impulse seien dabei von den Dienstleistern und dem privaten Konsum zu erwarten, schreibt die Bundesbank im Monatsbericht Mai. Die Industriekonjunktur bleibe hingegen „wohl vorerst noch gedämpft“.

Robuster Arbeitsmarkt erwartet

Der Jobmarkt wiederum dürfte robust bleiben, die Erwerbstätigkeit allerdings weiter nur geringfügig steigen. Bei den Löhnen erwartet die Notenbank ein anhaltend starkes Wachstum − ein Faktor, auf den wiederum die Europäische Zentralbank (EZB) derzeit genau schaut, die in zwei Wochen wohl die erste Zinssenkung seit langem beschließen wird. Die Sorge ist groß, dass ein übermäßiges Lohnwachstum den Rückgang der Inflation verlangsamen oder gar zu einer sich selbst verstärkenden Lohn-Preis-Spirale führen könnte. Am Donnerstag werden die Daten zur Lohnentwicklung im gesamten Euroraum veröffentlicht.

Tarifverdienste steigen kräftig

Zu Jahresbeginn stiegen hierzulande die Tarifverdienste einschließlich der Nebenvereinbarungen um 6,2%. „In der diesjährigen Lohnrunde sind hohe Neuabschlüsse zu erwarten“, schreiben die Volkswirte der Notenbank. Die Lohnforderungen der Gewerkschaften bewegten sich aktuell zwischen 7% und 15% für zwölf Monate Laufzeit und lägen damit im historischen Vergleich weiterhin hoch. Durch das zuletzt kräftiger als erwartet ausgefallene Lohnwachstum „könnte insbesondere der immer noch hohe Preisdruck bei Dienstleistungen länger anhalten“ − was wiederum ein Risikofaktor für den grundlegenden Disinflationsprozess ist.

Inflationsrate schwankt auf höherem Niveau

Im Mai jedenfalls dürfte die Inflationsrate wieder steigen. Für die kommenden Monate erwartet die Bundesbank, dass die Rate „um ein etwas höheres Niveau schwankt“. Ursächlich seien Basiseffekte beim öffentlichen Personennahverkehr, nachdem „die durchschnittlichen Ticketpreise mit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 sprunghaft gesenkt worden“ waren. Außerdem, so heißt es im Monatsbericht weiter, dürften die Energiepreise in der Vorjahresbetrachtung im Mai und im späteren Verlauf des Jahres aufgrund von Basiseffekten wieder zulegen.

Noch keine Konsumfreude spürbar

Die höheren Löhne bescheren den Verbrauchern Kaufkraftgewinne. „Die Ausweitung der Ausgabenspielräume der privaten Haushalte könnte sich zunehmend auch in den Konsumausgaben niederschlagen“, erwartet die Bundesbank. Eine kräftige Aufhellung der Konsumfreude sei aber noch nicht erkennbar, heißt es mit Blick auf das GfK-Konsumklima. Kommende Woche gibt es dazu neue Daten − auch für die Sparneigung, die zuletzt höher ausgefallen ist. Die Dienstleister dürften ihre Erholung fortsetzen, wie die Umfrageergebnisse des Ifo-Instituts für die konsumnahen Dienstleistungsbranchen andeuten. Für eine nachhaltige Belebung von Industrie und Bau hingegen müsste die Nachfrage wieder stärker anziehen, doch zeichnet sich dies bislang noch nicht ab. Ein Wendepunkt der Industriekonjunktur könnte aber in Reichweite rücken. Helfen würde auch, wenn der Krankenstand weiter zurückginge. „Insgesamt nimmt die Konjunktur in der Grundtendenz wohl allmählich etwas Fahrt auf“, so das Fazit der Bundesbank.

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