Bundesbank warnt vor Risiken im Finanzsystem
Bundesbank warnt vor Risiken im Finanzsystem
Buch: Kredit- und Liquiditätsrisiken könnten steigen – Banken sollen Widerstandsfähigkeit stärken – Debatte über IWF-Reform
ms Frankfurt
Die Bundesbank warnt vor zunehmenden Kredit- und Liquiditätsrisiken im Finanzsystem und appelliert nicht zuletzt deshalb an die Banken, die aktuell gute Gewinnsituation zur Stärkung der eigenen Widerstandsfähigkeit zu nutzen. Entsprechend äußerte sich Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch am Montag mit Blick auf die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) im marokkanischen Marrakesch. Zugleich betonte sie mit Blick auf die Debatte über die Reform der IWF-Quoten die besonders wichtige Rolle des Fonds als internationale Organisation.
IWF-Jahrestagung in Marrakesch
In Marrakesch kommen in dieser Woche die Finanzminister und Notenbankchefs der 190 IWF-Mitgliedsländer zusammen. Im Mittelpunkt stehen die Beratungen über die Lage der Weltwirtschaft und des Finanzsystems. Die globale Wirtschaft erholt sich zwar weiter von den Schocks der vergangenen Jahre, bleibt aber deutlich hinter früheren Wachstumsraten zurück. Als Belastung gilt nicht zuletzt die beispiellose Zinswende weltweit als Reaktion auf die 2021 und 2022 rasant gestiegene Inflation. Die Zinswende sehen viele auch als Risiko für die Finanzstabilität.
„Der starke Zinsanstieg hat Verwundbarkeiten im Finanzsystem offengelegt, allerdings sind die vollen Effekte gestiegener Zinsen bislang noch nicht sichtbar geworden“, sagte Buch nun. „Kredit- und Liquiditätsrisiken könnten steigen“, fügte sie hinzu. Deshalb auch die klare Forderung: „Finanzinstitute sollten die derzeit gute Gewinnsituation nutzen, um ihre Resilienz zu stärken.“ Besonderes Gewicht bekommen die Aussagen Buchs, weil sie zum Jahreswechsel an die Spitze der EZB-Bankenaufsicht SSM rückt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen seit Juli um 450 Basispunkte erhöht – so aggressiv wie nie. Die US-Notenbank hat ihren Zins seit März 2022 sogar um 525 Basispunkte erhöht.
Der IWF legt am Dienstag seinen neuen Weltwirtschaftsausblick und seinen globalen Finanzstabilitätsbericht vor, die traditionell die Grundlage für die Beratungen der Finanzminister und Notenbankchefs bilden. Im Juli hatte er für 2023 und 2024 jeweils 3,0% Wachstum vorausgesagt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview, dass der Fonds seine Prognosen gesenkt habe – außer für die USA. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hatte vergangene Woche gesagt, dass die Aussichten schwach seien.
USA versus China
Für den Währungsfonds selbst steht aktuell zudem die Debatte über eine Quotenreform im Fokus. Im Kern geht es in der Diskussion darum, die finanziellen Kapazitäten des IWF zu stärken, aber vor allem auch darum, die Machtverhältnisse im Fonds, der bislang stark von den USA und Europa dominiert ist, zu ändern. Vor allem Länder wie China und Brasilien beanspruchen mehr Mitsprache. Die USA wollen ihre Vetomacht verteidigen.
"Damit der IWF seine Aufgaben erfüllen kann, muss er angemessen finanziert sein. Dazu arbeiten wir in internationalen Gremien an einem baldigen Abschluss der Quotenüberprüfung", sagte Buch nun. Eigentlich sollte die Quotenüberprüfung bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Das erscheint aktuell aber wenig wahrscheinlich. Nicht zuletzt Europa gilt als überrepräsentiert bei den IWF-Quoten und -Stimmrechten.
Für den Fonds steht nicht weniger als die Legitimation als globale Institution auf dem Spiel. In den vergangenen Jahren gab es bereits einige Absetzbewegungen der Schwellenländer. So haben etwa die BRICS-Staaten eine eigene Entwicklungsbank gegründet und auch in Asien gibt es das Bestreben, sich unabhängiger vom Währungsfonds zu machen. Buch betont aber die zentrale Bedeutung des Fonds. "Gerade jetzt brauchen wir eine gute Krisenprävention und Überwachung der Wirtschafts- und Finanzpolitik – hier hat der IWF eine wichtige Funktion."