Bundesbank warnt vor Sorglosigkeit

Vize Buch: Risiken im System nicht unterschätzen

Bundesbank warnt vor Sorglosigkeit

ms Frankfurt – Die Bundesbank warnt davor, dass wegen der jahrelangen Wirtschaftserholung weltweit und der anhaltenden Geldschwemme der Zentralbanken Risiken im Wirtschafts- und Finanzsystem nicht mehr ausreichend Beachtung finden. “Nach einer langen Wachstumsphase und angesichts günstiger Finanzierungsbedingungen besteht global die Gefahr, dass Risiken systematisch unterschätzt werden”, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch vor dem Treffen der G20-Finanzminister und -Notenbankchefs am Wochenende im saudi-arabischen Riad.Buch ging nicht im Detail darauf ein, welche Risiken sie konkret meint. Die Bundesbank sorgt sich allerdings seit längerem, dass Investoren etwa die gute wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre einfach in die Zukunft fortschreiben oder auch die Möglichkeit steigender Zinsen nicht im Blick haben. Besonders bemerkenswert sind Buchs Aussagen aber aktuell deshalb, weil es zunehmend mahnende Stimmen gibt, dass die Finanzmärkte etwa die Risiken durch das Coronavirus unterschätzen und zu selbstgefällig sind.Das neuartige Virus aus China dürfte auch bei dem Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) ein zentrales, wenn nicht das zentrale Thema sein. Während sich das Virus weiter rasant ausbreitet, nehmen die Sorgen vor den wirtschaftlichen Folgen zu, vor allem in China, aber auch weltweit. Speziell die globalen Aktienmärkte haben trotzdem bis zuletzt reüssiert, weil die Anleger auf eine rasche Eindämmung setzen.Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft sagte Buch, dass sich die Stimmung “zuletzt verbessert” habe. Tatsächlich hatten Rezessionsängste, die 2019 weit verbreitet waren, zum Jahreswechsel deutlich abgenommen. In den vergangenen Tagen und Wochen haben sich aber wieder Sorgen verstärkt, nicht zuletzt wegen des Coronavirus. Auch Buch sagte nun: “Die deutsche Wirtschaft wäre besonders davon betroffen, wenn Risiken für die globale Konjunktur einträten.” Ähnlich hatte sich die Bundesbank auch in ihrem Monatsbericht am Montag geäußert.Bei dem Treffen in Riad wird es auch wieder um den Strukturwandel im Finanzsektor gehen. Buch untermauerte Forderungen der Bundesbank, dass der Zahlungsverkehr über Ländergrenzen hinweg verbessert werden müsse: “Der globale Zahlungsverkehr ist im Vergleich zu inländischen Zahlungen langsam und teuer.” Zunächst gelte es, die Gründe zu verstehen und dann an “konkreten Verbesserungen” zu arbeiten. Das ist auch eine Reaktion auf die Pläne für die Facebook-Digitalwährung Libra. Banken, deren Geschäftsmodell nicht nachhaltig sei, müssten “schrumpfen oder aus dem Markt ausscheiden”, sagte Buch.