Bundesbankstudie fällt kritisches Urteil zu QE

Forschungspapier sieht kaum Effekte auf Inflation

Bundesbankstudie fällt kritisches Urteil zu QE

ms Frankfurt – Die Bilanz der breit angelegten Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) fällt nach einer neuen Untersuchung von Bundesbankexperten bestenfalls gemischt, im Grunde aber dürftig aus: Die Käufe wirkten zwar positiv auf die Wirtschaftsleistung im Euroraum und auch in Deutschland, sie hätten aber kaum einen Effekt auf die Inflationsentwicklung, während die Risiken für die Finanzstabilität groß seien, so das Fazit eines am Freitag veröffentlichten Forschungspapiers der Bundesbankvolkswirte Markus Roth und Vivien Lewis.Wenngleich das Papier die Meinung der Autoren und nicht notwendigerweise jene der Bundesbank wiedergibt, passt das Ergebnis zu der grundsätzlich kritischen Sicht der deutschen Notenbank auf das Kaufprogramm (Quantitative Easing, QE) und vor allem auf den Erwerb von Staatsanleihen. Im Kampf gegen die Mini-Inflation kauft die EZB seit März 2015 in großem Stil Wertpapiere, vor allem Staatstitel. Im Moment beläuft sich das monatliche Kaufvolumen auf 60 Mrd. Euro. Unlängst hat das Programm die Marke von 2 Bill. Euro geknackt. EZB-Entscheidung steht anDie Veröffentlichung des Papiers kommt dabei zu einem sensiblen Zeitpunkt. Im Herbst steht eine Grundsatzentscheidung des EZB-Rats über QE an, das aktuell bis Ende 2017 terminiert ist. Allgemein erwartet wird eine abermalige Verlängerung für einige Monate, mit einem reduzierten monatlichen Volumen. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte erst vor wenigen Tagen im Interview der Börsen-Zeitung dafür plädiert, QE geordnet, aber zügig zu beenden (vgl. BZ vom 24. August). Eine endgültige Entscheidung dürfte bei der Sitzung des EZB-Rats am 26. Oktober fallen.Die Bundesbank als Institution hatte im Juni 2016 mit einer Analyse zu den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen von QE für Aufsehen gesorgt. Die eine zentrale Botschaft war, dass der Effekt für sich genommen sehr unsicher sei, weil er stark vom gewählten Modell abhänge. Für 2017 etwa lag die ermittelte Spanne der QE-Wirkung auf die Inflation zwischen 0,1 und 2,5 Prozentpunkten und jene auf das Wachstum zwischen 0 und 1 Prozentpunkt. Die andere Botschaft war schließlich, dass auch die unerwünschten Nebenwirkungen zu berücksichtigen seien.Die EZB selbst dagegen preist QE stets als großen Erfolg. Im März dieses Jahres hatte EZB-Präsident Mario Draghi gesagt, dass nach internen Schätzungen die seit Mitte 2014 forcierte ultralockere Geldpolitik, bei der QE eine zentrale Rolle spielt, von 2016 bis 2019 jeweils 1,7 Prozentpunkte zum Wachstum und auch zur Inflation beitragen würde. EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio hatte erst diese Woche unter Berufung auf noch unveröffentlichte Berechnungen von EZB-Experten gesagt, dass QE in den ersten vier Quartalen nach Programmstart die Arbeitslosenquote um 0,7 Prozentpunkte reduziert und die Aktienkurse um 0,8 % erhöht habe. Die Häuserpreise hätten in dieser Zeit mehr als 1 % zugelegt (vgl. BZ vom 23. August).Das neue Bundesbankpapier reiht sich nun ein in jene Untersuchungen, die QE eine eher magere Bilanz attestieren. Mit Blick auf die Finanzstabilität warnen die Autoren sogar, dass die Käufe zwar kurzfristig den Stress an den Finanzmärkten verringern könnten. Auf mittlere Sicht kehre sich das aber sogar um, und die Gefahren seien größer als zuvor.