Bundesregierung plant keine Ausweitung der Frauenquote in Spitzenjobs
Die Bundesregierung will vorerst keine weiteren Konzerne zu einer Frauenquote verpflichten. Das teilte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) der dpa auf Nachfrage mit. „Im Koalitionsvertrag der Ampel sind zunächst keine weiteren Schritte vorgesehen“, erklärte Paus. Deshalb werde es nach aktuellem Stand keine Ausweitung der bislang geltenden Vorgaben geben. Seit 2016 ist ein Teil der börsennotierten Unternehmen verpflichtet, bei der Neubesetzung von Stellen im Aufsichtsrat eine verbindliche Frauenquote von 30 % einzuhalten. Frauenverbände wie die Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) beklagen, dass diese Quote bislang nur 104 Unternehmen erfasse. Sie fordern seit längerem, deutlich mehr Konzerne in die Pflicht zu nehmen.
Auch mit Blick auf die im Jahr 2021 eingeführte Regel-Verschärfung für die Besetzung von Vorstandsposten soll es laut Paus keine Neuerungen geben. Sie sieht vor, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mindestens eine Frau im Vorstand sitzen muss, sofern er mehr als drei Mitglieder hat. Allerdings fallen bislang nur Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten unter diese Vorgabe. Laut Fidar sind das bislang 65 Firmen - und damit viel zu wenige, wie die Organisation findet. Die gesetzlichen Quoten und Vorgaben zur Stärkung von Frauen in Spitzenjobs müssten für etwa 2.000 Unternehmen und nicht nur für ein paar Dutzend Firmen gelten, hatte Fidar-Präsidentin Anja Seng im Juli im Gespräch mit der dpa gefordert. „Je mehr, desto besser.“
Frauen in Spitzenjobs: Noch immer weit von Parität entfernt
Noch immer sind laut einer Auswertung von Fidar, die im Juli veröffentlicht wurde, die meisten Unternehmen in den Chefetagen von Parität weit entfernt. Wenngleich die Führungsebenen immer weiblicher würden: Im Mai 2024 waren laut einer Untersuchung der Organisation in den Aufsichtsräten von 180 Börsenkonzernen 37,3 % der Stellen mit Frauen besetzt - und damit so viele wie noch nie in der Geschichte der Dax-Unternehmen.
Fidar führt die Fortschritte auch auf die gesetzlichen Vorgaben zur Beteiligung von Frauen zurück. So habe es beispielsweise seit Einführung der Vorgabe für Vorstände beim durchschnittlichen Frauenanteil in den Vorständen einen Zuwachs um 4,6 Prozentpunkte auf fast 20 % gegeben, hieß es.
Auch Bundesfamilienministerin Paus ist von der Wirkung der Quote überzeugt: „Wo es eine klare Quote gibt, da funktioniert das. Wo es keine klare Quote gibt, bewegt sich wenig“, sagte sie der dpa. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen steige stetig. Auch wenn die Bundesregierung die bisherigen Regeln vorerst nicht ausweiten werde, so beobachte sie die Entwicklung doch sehr genau, um künftig handeln zu können, erklärte sie weiter.